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THOR: Tag der Entscheidung

Und wieder einmal hat Marvel es geschafft, mit „Thor – Tag der Entscheidung“ (Original: „Thor – Ragnarök“) einen weiteren Blockbuster auf die große Leinwand zu bringen, der den Zuschauer zurück in die nordische Götterwelt führt, auch wenn man diese so bisher noch nicht gesehen hat.

Seit dem letzten Zusammentreffen mit Thor (Chris Hemsworth) in „The Avengers – Age of Ultron“ sind etwa zwei Jahre vergangen. Am Ende des zweiten Avengers-Filmes hatte er sich nach Asgard zurückgezogen und der Erde vorerst den Rücken gekehrt.
Genau an dieser Stelle setzt „Thor – Tag der Entscheidung“ nun an.

Die letzten zwei Jahre hat Thor damit verbracht, sich typischen „Götterangelegenheiten“ zu widmen, indem er gegen Monster wie z.B. Satan kämpft. Als er dessen Maske als eine Art Trophäe zurück nach Asgard zur Verwahrung in der Schatzkammer (wo u.a. auch der Tessarakt lagert) bringt, findet er ein Asgard vor, in dem aus seinem totgeglaubten Bruder Loki (Tom Hiddleston) eine Art Volksheld gemacht wird, den man mit Statuen und Schauspielen verehrt. Kritisch aufgrund dieser übertriebenen Ehrerbietung tritt er seinem Vater Odin (Anthony Hopkins) entgegen, und es stellt sich schnell heraus, dass dieser nicht der echte Allvater ist. Es handelt sich hierbei um Loki selbst, der dem Tod Jahre zuvor wieder einmal von der Schippe gesprungen ist und der sich mithilfe seiner Tricks und Betrügereien selbst auf dem Stuhl des Herrschers von Asgard platzieren konnte.

Gemeinsam reisen Thor und Loki zurück zur Erde, da Odin dort in einer Art Altenheim seine letzten Tage verbringt. Nach einer kurzen Begegnung mit Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) finden die Brüder ihren Vater dann letztendlich in Norwegen, wo Odin seinen direkt bevorstehenden Tod und den Beginn des Weltuntergangs – Ragnarök – ankündigt. Er gibt seinen Söhnen noch ein paar Worte mit auf den Weg und warnt sie vor ihrer älteren Schwester Hela (Cate Blanchett), der Göttin des Todes, bevor er sich in hellem Licht auflöst und von der Welt verschwindet.

Genau in diesem Moment öffnet sich ein Tor, welches nun nicht mehr durch Odin verschlossen gehalten werden kann, und die angekündigte Schwester erscheint. Ein kurzer Kampf zwischen den drei Geschwistern beginnt, in dem Mjölnir, Thors Hammer, durch Hela zerstört wird. Enttäuscht, dass ihre Brüder so schwach sind und keine Gefahr für sie darstellen, will Hela sich auf den Weg nach Asgard machen, um dort ihren Platz einzunehmen – als älteste Tochter ist sie nach Odins Tod rechtmäßige Herrscherin über das Reich. Thor und Loki versuchen sie aufzuhalten, scheitern jedoch kläglich. Sie werden getrennt; von Loki fehlt vorerst jede Spur, während Thor sich nach dem Fall vom Bifröst auf einem fremden Planeten wiederfindet.

Schnell lernt er die dortigen Gepflogenheiten kennen, als er von Valkyrie (Tessa Thompson) gefangen genommen und vom Grandmaster (Jeff Goldblum) als Kämpfer in dessen Arena eingesetzt wird. Zwar trifft er dort auf alte Bekannte, wie den Hulk (Mark Ruffalo), und auch Loki tritt wieder in Erscheinung, doch der Weg zurück nach Asgard ist lang und Hela stellt noch immer eine Bedrohung für alle Welten dar.

Wie und mit wessen Hilfe Thor es letztendlich zurück in seine Heimat schafft, um sich seiner älteren Schwester entgegenstellen zu können, muss jeder Zuschauer selbst im Kino entdecken.

Soviel zum Inhalt des Filmes, der im Grunde genommen nicht wirklich viel Neues bietet. Man hat hier einen klassischen Bösewicht in Form der Göttin des Todes, die es zu bekämpfen und vernichten gilt, während sich bei diesem Kampf den Protagonisten einige Hindernisse in den Weg stellen, die es zu überwinden gilt.

Dementsprechend ist es viel interessanter, sich mit dem Drumherum dieses Superhelden-Blockbusters zu beschäftigen, d.h., was bietet sich hier an Neuem.

Und dass hier einige Neuerungen umgesetzt wurden, wurde spätestes klar, als im Vorfeld schon nach dem Trailer Stimmen laut wurden, die kritisierten, dass „Thor – Tag der Entscheidung“ zu viel von den „Guardians of the Galaxy“ abgekupfert hätte; gerade in Bezug auf Musik und Aufmachung seien hier zu viele Parallelen zu finden.

Was ist dran an dieser Kritik? Nun, es ist festzuhalten, dass der dritte Film aus der Thor-Reihe sich deutlich von den beiden Vorgängern unterscheidet. In vielen Szenen wirkt es bunter und nicht ganz so erhaben, wie man es von einer Welt voller Götter erwartet.

Natürlich kann man dies jetzt für den Film negativ werten, jedoch nur, wenn man nicht über den Tellerrand hinausschaut. Hebt man seinen Blick und schaut etwas weiter auf das große Ganze, wirken die Szenen und die Verfilmung als solches schlüssig und absolut passend.
Denn schließlich befindet man sich hier in diesem Film zu großen Teilen gar nicht in Asgard, sondern auf dem Planeten Sakaar, dessen Fundamente un-göttlicher nicht sein könnten. Hier herrscht Chaos, Aggression, das Recht des Stärkeren, Unterhaltungssucht und vieles mehr. Es mag sein, dass einige dieser Elemente eher an die Guardians-Truppe erinnert als an nordische Gottheiten. Doch die bunte, chaotische Gestaltung der Szenen, Kostüme und auch Charaktere unterstreicht, dass Thor zu diesem Zeitpunkt nun einmal nicht mehr in seiner Heimat ist, sondern sich am anderen Ende des Universums behaupten muss; die erhabene Ruhe von Asgard wäre hier definitiv fehl am Platz.

Und wie bei so vielem ist es genau diese Mischung, dieser Gegensatz zwischen altehrwürdig und neu, die dem Film eine neue Note verleiht, die passender nicht sein könnte. Nicht nur der Zuschauer muss über den Tellerrand schauen, auch Thor wird gezwungen sich mit einer neuen Situation zu arrangieren und im Gesamtbild zu denken.

Viele Aspekte wie eine neue Art der Musik, die härter, aggressiver, aber auch moderner wirkt als das bisherige, ein komplett neues Level an Humor und Sarkasmus und auch der neue Haarschnitt, dem sich Hauptdarsteller Chris Hemsworth unterziehen musste, tragen dazu bei, dass sich „Thor – Tag der Entscheidung“ als dritter Film der Reihe komplett neu erfunden hat, dabei doch die Grundlagen und fundamentalen Aspekte Thors beibehalten konnte.

Dieser Film muss sich definitiv nicht hinter seinen Vorgängern oder auch den anderen Filmen des Marvel Comic Franchise verstecken. Er bietet epische Kämpfe, grandiose Spezialeffekte, zum Teil doch überraschende Storywendungen sowie viel Neues, was man als Zuschauer gerne entdeckt.

Alles in allem ist auch „Thor – Tag der Entscheidung“ wieder einmal eine Empfehlung wert und bietet genug Futter zum Überbrücken, bis es der nächste Film der Superhelden-Serie auf die Leinwand schafft.

Denise Kollmann