BKA-Spezialist Tom Bachmann befindet sich gerade in Belgien auf einer länderübergreifenden Fachtagung der Internationalen Kriminalpolizeilichen Organisation, kurz IKPO – Interpol von Deutschland und Belgien. Sie befasst sich mit den neuesten Aspekten des Profilings und vor allem dem Informationsaustausch zwischen Deutschland und Belgien. Tom Bachmann langweilt sich zu Tode. Das Schlosshotel, wo die Tagung stattfindet, liegt nur knapp zwei Stunden von Bonn entfernt. Sein Chef wollte aber, dass Tom über Nacht bleibt, um vielleicht mit den anderen Kollegen zu netzwerken, wie er es nennt. Aber das ist nicht sein Ding, und er verkriecht sich mit einer Chipstüte auf sein Zimmer. Am nächsten Tag wird jedoch ein Vortrag jäh unterbrochen, als ein Polizist von Belgien dringendst nach Tom Bachmann fragt, denn Polizeihauptkommissar Martin möchte ihn umgehend sprechen. Die beiden kannten sich bis dahin nicht, aber jeder hat einen sehr guten Ruf, was die Aufklärungsquote betrifft.
Ein Wanderer hat im Hohen Venn, einem sehr frequentierten Wandergebiet, das auch für seine riesigen und gefährlichen Moorgebiete bekannt ist, in einer Höhle fünf männliche Leichen gefunden, alle in einem unterschiedlichen Verwesungsgrad. Martin bittet Tom um seine Unterstützung und hofft, dass Tom auch zusagt. Er willigt ein, aber nur, wenn sein Team dazukommen kann. Martin willigt ein und sieht darin kein Problem.
Als erstes müssen sie die Toten überhaupt einmal identifizieren und das wird sehr schwierig, denn einige sind schon stark verwest und sie sind vorher sauber gewaschen worden. Jedoch das jüngste Opfer könnte vielleicht in der Vermisstendatei auftauchen und anhand der DNA können sie ihn identifizieren. Alle fünf Leichen weisen aber ein erkennbares Merkmal auf, denn sie wurden in der Brust aufgeschnitten, das Herz chirurgisch herausgetrennt und dann der Brustkorb wieder zugenäht. Toms Kolleginnen Ira und Nina kommen dazu, um bei der Aufklärung zu helfen. Ira unterstützt Tom vor Ort und Nina ist in der Pathologie bei den Kollegen, um sie zu unterstützen. Am BKA in Bonn hilft ihnen Philipp bei den Recherchen und Auswertungen der Kameras und anderer Dinge.
Nachdem sie die erste Leiche identifiziert haben, fahren sie sogleich zu deren Adresse, um vielleicht in der Wohnung oder von den Nachbarn mehr über ihn zu erfahren. Es ist ein junger Mann, der vor ein paar Jahren als Asylsuchender nach Belgien gekommen ist. Durch die Gespräche mit den Nachbarn konnten sie nicht viel erfahren, nur dass er vorhatte, nach Amerika zu den Verwandten demnächst zu fahren. Jedoch stellt sich später bei den Recherchen heraus, dass das Haus der Mafia gehört und auch von dieser bewohnt und überwacht wird. Könnten die etwas damit zu tun haben?
Jetzt haben sie die Leiche identifiziert, die schon am längsten in der Höhle liegt, es handelt sich um einen Professor der Chirurgie, der seit fünf Jahren vermisst wird. Beim Besuch bei dessen Frau können sie nichts Interessantes erfahren, nur dass ihr Mann beliebt war und er kürzertreten wollte, um mehr Zeit gemeinsam verbringen zu können.
Tom und sein Team finden keinen Zusammenhang zwischen der ersten und der letzten Leiche.
Sie müssen verschiedene Spuren verfolgen, etwa dass doch die Mafia dahintersteckt oder dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben, der an den Herzen der Toten Befriedigung findet. Sie wissen nur, dass es jemand sein muss, der Erfahrung mit dem fachgerechten Aufschneiden und wieder Zunähen der Toten haben muss. Jedoch mit Hilfe aus seinem Team und dem Zufall kommen sie dem Täter näher, der auch einen Fehler macht.
Chris Meyer hat sich von Berufswegen schon oft mit der Frage beschäftigt, warum ein Mensch zum Serienmörder wird. Es ist durchaus möglich, dass Meyer als Neurologe oder Psychiater tätig ist. Dafür spricht auch sein profundes, sehr detailreiches Wissen über Psychopathen und Serientäter. "Die Blutbestie“ ist der fünfte Band um die Serie von Tom Bachmann und seinem Ermittlerteam des BKA Bonn. Er lebt mit Familie und Hund in Köln, ein beschaulicher Ort, um Abstand zu finden.
„Die Blutbestie“ ist ein Thriller, wie man ihn von Chris Meyer gewohnt ist. Es wird nichts geschönt und der Leser wird gleich in die Brutalität mit hineingerissen. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn es ist sehr spannend, aufregend und auch sehr furchterregend geschrieben. Doch habe ich mich so sehr in die Ermittler hineinversetzen können, dass ich unbedingt wissen musste, wer so brutal ist und über Jahre unentdeckt bleiben kann, und ob das Team um Tom Bachmann dem Täter doch noch auf die Spur kommt. Dieser Thriller ist jedoch nichts für schwache Nerven, denn da wird einem schon einiges sehr explizit bildlich dargestellt, dass ich beim Lesen meinte, ich stehe daneben. Ich konnte auch einiges über Tom Bachmann, den Einzelgänger, erfahren, der aber ein gutes Verhältnis zu seinen Kollegen hat, die ihn auch sehr schätzen.
Alles in allem ein brutal offen geschriebener Thriller, auf den sich Genre-Fans freuen dürfen. Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr auf weitere Tom Bachmann-Kriminalfälle!
368 Seiten, Taschenbuch, Ullstein Verlag, 12,99 Euro.