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Sebastian Fitzek - Amokspiel

Zu einem wahren Meister der Täuschung hat sich der Autor Sebastian Fitzek seit seinem letzten Roman „Die Therapie“ entwickelt. Sein neuestes Werk „Amok Spiel“ ist von Anfang bis Ende ein Labyrinth mit irreführenden Wegweisern, die doch recht häufig in einer Sackgasse an Vermutungen endet.
Ira Samin, früher geachtete Psychologin und Unterhändlerin der Polizei, beschließt 18 Monate nach dem Selbstmord ihrer Tochter Sara, sich selbst das Leben zu nehmen. Die einst so souveräne und erfolgreiche Frau ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, ihre zweite Tochter Kitty hat sich von ihr abgewendet und Ira hat ihr Selbstmitleid im Alkohol ertränkt. Gerade als sie sich im Supermarkt ein Flasche Lemon Coke holen will, um sich mit Tabletten und ihrem Revolver aus der Welt zu verabschieden, wird sie von ihrer ehemaligen Affäre und SEK-Beamten Götz zu einem Einsatz der besonderen Art entführt. In einem Radiosender hat sich ein scheinbar irrer Geiselnehmer mit mehreren Opfern verschanzt und fordert, dass seine Freundin Leonie zum Sender gebracht wird. Doch leider ist diese seit acht Monaten tot. Sollte seiner Forderung nicht nachgekommen werden, plant der Entführer „Cash Call“ mit den Opfern zu spielen. Dahinter verbirgt sich ein Spiel, bei dem der Sender bei Zuhörern irgendwo in Berlin anruft und bei richtigem Lösungssatz Geld verschenkt. Aber diesmal geht es um das Leben der Geiseln und der Entführer droht schon bald mit der Erschießung der ersten Geisel. Unfreiwillig an diesem Einsatz teilnehmend sieht sich Ira schon bald einer Menge Probleme gegenüber. Einsatzleiter Steuer möchte sie schnellstmöglich wieder loswerden, doch der Geiselnehmer möchte nur mit ihr verhandeln. Die Sehnsucht nach Alkohol und ihrem verhinderten Selbstmord erschwert ihr zusätzlich mit der Situation zurecht zu kommen und auch der Geiselnehmer, der ihr ganzes mittlerweile verstaubtes Repertoire als Psychologin fordert, bringt sie schnell in Verlegenheit. Es stellt sich heraus, dass Jan May, der Geiselnehmer, selbst Psychologe war und alle Verhandlungstricks kennt. Als die erste Geisel stirbt, muss Ira außerdem erfahren, dass sich ihre zweite Tochter Kitty ebenfalls in dem Gebäude des Radiosenders befindet, doch bis jetzt hat sie May noch nicht in ihrem Versteck entdeckt. Ein Kampf um das Leben der Geiseln beginnt, ein Schlagabtausch psychologischer Analysen zwischen May und Samin wechselt sich mit den Versuchen des SEK ab, den Geiselnehmer auszuschalten. May versucht unter dessen verzweifelt die Unterhändlerin davon zu überzeugen, dass seine Freundin Leonie nach wie vor am Leben ist und schon bald muss sich Ira eingestehen, dass einiges für die Bedenken des Geiselnehmers spricht. Ein irrer Wettlauf um das Leben der Geiseln und das ihrer Tochter beginnt, der am Ende auch ein Wettlauf um das Überleben der Unterhändlerin und einer untergetauchten Mafiatochter wird.
Sebastian Fitzek hat mit seinem Roman alle an ihn gestellten Erwartungen für den Nachfolger seines Bestsellers „Die Therapie“ bei weitem übertroffen. Es ist ihm gelungen einen extrem spannenden, bis zum allerletzten Moment undurchsichtigen Psychothriller zu kreieren, der die Psyche seiner Charaktere gekonnt beleuchtet und damit den geneigten Leser in den Bann zieht.

Michaela Straube
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