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Draussen

Cayenne und ihr kleiner Bruder Joshua leben fern ab von der Zivilisation. Mit Stephan, der wie ein Vater zu ihnen ist, führen sie ein sehr ungewöhnliches Leben, zurückgezogen irgendwo im Wald. Stephan ist nicht leicht zu durchschauen, Cayenne spürt, dass er und Joshua irgend etwas verheimlichen. Er wirkt, als scheine er auf etwas zu warten, etwas zu suchen. Aber Cayenne will endlich wissen, was er ihnen verschweigt. Stephan bietet Survivalkurse an, oft sind Psychopathen als Teilnehmer dabei, natürlich auch viele ganz normale Interessenten, aber auch sogenannte Prepper buchen und suchen das Training bei und mit ihm. Diese besagten Prepper wollen zum Beispiel perfekt auf einen Krisenfall, Krieg oder auf Naturkatastrophen vorbereitet werden. Auch Cayenne und Joshua sind richtig gut darin geworden. Das harte Training trägt Früchte und bald würden sie auch alleine in der Wildnis zurechtkommen. Mit Kompass und Karte haben sie kein Problem, das hat Stephan ihnen auf jeden Fall perfekt beigebracht. Aber dies ist nach wie vor ein sehr hartes Training und Cayenne hasst es so sehr. War es denn wirklich nötig seit fast 10 Jahren so zu leben? Je mehr Zeit vergeht, umso weniger glaubt Cayenne, dass ihnen im Wald wirklich Gefahr droht. Doch eines Tages steht er vor ihr, völlig unerwartet, der Mann, der sie töten will.

Die Autoren, Volker Klüpfel und Michael Kobr, kennen sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im Allgäu-Gymnasium in Kempten. Kobr, Jahrgang 73, und Klüpfel, geboren 1971, verband zunächst ein gemeinsamer Freundeskreis sowie der Spaß am Schreiben. Klüpfel studierte Politik in Bamberg, um Journalist zu werden, und Kobr arbeitete nach dem Germanistikstudium in Erlangen als Realschullehrer. Inzwischen sind sie beide Vollzeit-Autoren und vor allem durch die Krimis um den Kommissar Kluftinger bekannt, der längst Kult-Status erlangt hat. Doch sie haben auch ohne den grantigen Allgäuer reüssiert, etwa mit dem Urlaubsroman “In der ersten Reihe sieht man mehr“. Mit ihren legendären Lesetouren sind die beiden auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. „Draussen“ ist ihr erster Thriller.

Mit ihrem Thriller-Einstieg ist den beiden Autoren Klüpfl und Kobr ein ganz anderes und dennoch außergewöhnliches Werk gelungen. Als alter Kluftinger Fan habe ich natürlich den ersten Thriller der beiden unbedingt lesen müssen. Schlauerweise haben die beiden Autoren den Handlungsort außerhalb Bayerns gelegt. Viel wichtiger aber ist meiner Meinung nach, dass sich die lesende Fangemeinde in ihrer Erwartungshaltung komplett vom bekannten Kluftinger Stil lösen muss. Nur so hat das Ganze eine Chance. Ich für meinen Teil habe dies getan und es nicht bereut. Dieses total interessante Thema war mir nahezu unbekannt, insbesondere dass es wirklich immer noch aktive Söldnertruppen in Frankreich gibt und sich Leute dazu ausbilden lassen. Ebenso kannte ich die darin beschriebenen Prepper Community bislang noch nicht.
Der Thriller ist durchgehend spannend und regt absolut zum Nachdenken an. Ein wirklich packender Fall, toll und interessant erzählt; für mich ist das neue Experiment der beiden durchaus gelungen.

Der Ausgang bleibt offen, somit bin ich gespannt, ob vielleicht ein zweiter Thriller daran anknüpfen und folgen wird. Wenn ja, ich bin sehr gerne wieder dabei!

Andrea Müller
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