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Die Insel des Zorns

"Mein Name ist Elliot Chase und ich werde ihnen eine Geschichte erzählen, wie sie sie noch nie gehört haben."
Die Geschichte handelt von einem Mord und ich war dabei. Wer ich bin? Ich bin der Erzähler dieser Geschichte und gleichzeitig einer der Charaktere. Insgesamt waren wir zu siebt, gefangen auf der griechischen Privatinsel. Lanas Freunde, das wäre einmal ich, Elliot Chase und Lanas beste Freundin Kate, ihr Ehemann Jason, ihr Sohn Leo aus erster Ehe sowie die beiden langjährigen Angestellten Agathi und Nikos. Und einer von uns war ein Mörder. Sie meinen, diese Geschichte zu kennen? Sie täuschen sich!
Hier geht es nicht um einen Ablauf wie in einer Kriminalgeschichte, einem rätselhaften Verbrechen gepaart mit hartnäckigen Ermittlungen und einer letztendlich genialen Lösung. Diese Geschichte ist keine Fiktion, sondern wahr, worin es um echte Menschen an einem echten Schauplatz geht. Deshalb stellt sich eher die Frage: „Warum ist es passiert?“

Aber nun mal von Anfang an.
Lana Farrar, ein prominenter Ex-Hollywood Filmstar, zählt zu den berühmtesten Frauen der Welt. Jedes Jahr zu Ostern lädt sie ihre sechs engsten Freunde ein, um mit diesen ein paar idyllische Tage auf ihrer griechischen Privatinsel zu verbringen. Doch dieses Mal hält ein heftiger Sturm, von den Griechen "Zorn" genannt, die Freunde auf der Insel fest. Der Wind ist sehr heftig in dieser einen Nacht und zwar in jener Nacht, als ein Mord passiert. Ein grauenvoller Moment, erschreckend, wenn Schüsse fallen. Aber die Tragödie endet nicht, sie beginnt gerade erst. Jeder könnte der Mörder sein.

Der Autor, Alex Michaelides, Jahrgang 1977, ist in Zypern geboren und aufgewachsen. Er studierte englische Literatur am Trinity College in Cambridge. Am American Film Institute in Los Angeles machte er seinen Abschluss als Drehbuchautor. Mit seinem Debüt, „Die stumme Patientin“, das in 51 Länder verkauft wurde, stand Alex Michaelides über ein Jahr lang auf der New York Times Bestsellerliste. Die Gesamtauflage seiner Thriller beläuft sich weltweit auf mehr als 6,5 Millionen Exemplare. Auch in Deutschland hat dieser Thriller sowie sein Nachfolgeroman, „Die verschwundenen Studentinnen“, eine große Leserschaft begeistert. Beide Thriller werden für Film und Fernsehen verfilmt. Der Autor lebt in London.

Dieses ist mein erstes Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Die Geschichte erzählt Elliott Chase, Drehbuchautor und einer der guten Freunde von Lana, selbst und er berichtet viel, manchmal fühlt es sich deshalb etwas langatmig an, doch mit jeder Rückblende in die Vergangenheit kommt es zu einer zunehmenden Entwirrung eines überaus tragischen Beziehungsgeflechts. Die Handlung ist nicht so geradlinig, wie man es von anderen Thrillern her kennt, sondern sie reflektiert auf viele vergangene Ereignisse und so kommen Stück für Stück eine Reihe von Lügen und Geheimnissen um die beeindruckende Schauspielerin ans Licht. Derartige Wendungen erscheinen zuweilen etwas ungewöhnlich und verwirrend zugleich, doch dies gehört zu einem gefährlichen Katz- und Mausspiel dazu. Dadurch war es für mich eher ein Mix aus ein bisschen Liebesgeschichte und ein bisschen Drama, als ein klassischer Thriller, zwar mit vielen Wendungen und durchaus psychischen Tiefen, in kurzen und knackigen Kapiteln erzählt, aber dadurch in eine ganz andere Richtung führend. Die Spannung war zwar teilweise immer wieder da, doch war da in meinen Augen noch deutlich Luft nach oben. Aber das Finale hat dafür eindeutig entschädigt. Das hat mich sehr überrascht, damit hatte ich so nicht gerechnet.

In der Kategorie Thriller würde ich das Buch nicht unbedingt ansiedeln. Eher als ein gut geschriebener Krimi für Leser, die gerne überrascht werden und sich so auf eine etwas andere Geschichte einlassen wollen. Insgesamt anders und cool gemacht ist dies kein alltägliches Buch, welches dennoch sicherlich seine Fangemeinde finden wird.

Andrea Müller
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