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Bluthölle

Es ist Weihnachtszeit und Angela Woods, eine begnadete Taschendiebin, ist auf „Kundensuche“. Die quirlige Shoppinggemeinde macht es ihr mehr als leicht, an deren Geldbörsen zu gelangen. Angela hat aber einen eigenen Ehrenkodex. Sie klaut nur so viel, wie sie für sich selbst braucht. An diesem Tag ist sie schnell erfolgreich und geht mit ihrer Beute in ihr gern genutztes Lokal, um dort auf der Toilette die Scheinchen zu zählen. Wieder zurück an ihrem Platz, reizt sie - völlig entgegen ihrer Art - die unten an einem Barhocker liegende Tasche eines unsympathischen Typen an der Bar. Ehe er sich versieht, ist es schon geschehen, und die Tasche hat ihren Besitzer gewechselt. Als sie neugierig zuhause den Inhalt der geklauten Tasche betrachtet, ist sie weniger erfreut. Sie findet darin anstatt eines erwarteten Laptops nur ein Tagebuch, welches ihr allerdings nach den ersten Seiten nur das kalte Entsetzen in die Augen treibt. Das Buch enthält Skizzen und Fotos von 16 Folter-Morden sowie 16 Polaroids der Opfer. Über die Forensikerin Dr. Slater landet das entsetzliche Buch schließlich bei Robert Hunter, einem Profiler beim LAPD. Die im Buch vorhandenen Skizzen und Fotos deuten auf grausame wie spektakuläre Folter-Morde hin. Als Hunter mitten in den Ermittlungen zur ersten gefundenen Leiche steckt, meldet sich der Killer bei ihm. Seine einzige Forderung ist, dass er sein Buch zurückhaben will. Hunters Meinung nach muss sich in dem Buch noch ein Geheimnis verbergen, welches von immenser Wichtigkeit für den Killer ist. Ein endgültiger Beweis dafür ist die Drohung, dass wer das Buch gesehen hat, sterben muss. Es beginnt ein Katz und Maus Spiel der besonderen Art, bei dem es ständig um Leben und Tod geht, inklusive eines Ultimatums, das der Killer Hunter stellt.

Als Sohn italienischer Einwanderer wurde Chris Carter 1965 in Brasilien geboren. In Michigan studierte er forensische Psychologie, um anschließend sechs Jahre als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft zu arbeiten. Im Anschluss daran zog es ihn nach Los Angeles. Hier machte er als Musiker Karriere. Erst in Los Angeles, später in London, spielt Chris Carter als Gitarrist für verschiedene bekannte Bands. Er lebt nun als Vollzeit-Autor immer noch in London. Seine Thriller um den Profiler Robert Hunter sind alle zu Bestsellern geworden.

Wow, was für ein Psychothriller! Hier geht es von den ersten Seiten gleich krachend los, Spannung pur ist angesagt und wird auch so sofort aufgebaut. Chris Carter versteht es, exzellent immer wieder aufs Neue den schon bereits mehr als Gänsehaut treibenden Spannungsbogen immer noch eine Nuance höher zu schrauben. Immer wenn man glaubt, dass nun die Phase einer Verschnaufpause im Buch kommt, wird man eines Besseren belehrt, und es geht, wie man so schön sagt, „erneut ab“. Daher besteht auch keine Chance auf eine Lesepause. Die im Tagebuch beschriebenen Folter-Morde sind entsetzlich authentisch und sicherlich nichts für zartbesaitete Leser. Toll finde ich außerdem, dass die Kapitel überwiegend kurz, prägnant und aus unterschiedlichen Sichtweisen geschrieben sind. Nicht nur Hunter und Angela kommen so zum Zuge, sondern auch in die Gedankenwelt des Killers erhält man tiefe Einblicke.

In meinen Augen ein temporeicher Thriller der perfekten Art mit viel Spannung, Action, vielen Wendungen und einem furiosen Finale. Wer, wie ich, erst beim elften Band eingestiegen ist, hat dennoch keinerlei Probleme zu folgen, und ist einfach begeistert. Daraus resultierend ist dies ein klarer Anreiz, die vorherigen Bücher ebenfalls zu lesen.
Sicherlich ein absolutes Lesevergnügen für eingefleischte Chris Carter Leser, aber auch für die übrige Thriller-Fangemeinde.

Michael Müller
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