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Maria Stuart, Königin von Schottland

Über keine andere britische Königin wurden so viele Bühnenstücke, Dramen, Bücher, Filme und Opern geschrieben wie über Maria Stuart, die jahrelang mit Königin Elizabeth I. um den britischen Thron kämpfte. Die neueste filmische Interpretation liegt nun auch für das Heimkino vor und ist auf BluRay und DVD verfügbar.

Als Baby wurde sie bereits zur Königin von Schottland gekrönt, als Teenager heiratete sie den französischen König, der mit gerade einmal 16 Jahren verstarb. Nach dessen Tod kehrt sie als 18-jährige Witwe, französische und schottische Königin Maria aus Frankreich in ihre Heimat zurück, wo sie keinesfalls freudig erwartet wird. Weder der Adel noch die Kirche sind gewillt, eine Frau und Katholikin auf dem schottischen Thron zu dulden.
Cousine Elizabeth im fernen London möchte mit Maria einen Vertrag aushandeln, um den Fortbestand des britischen Throns zu sichern, da sie selbst noch immer kinderlos ist und der Druck auf sie immer größer wird.
Maria heiratet Lord Darnley, die beiden bekommen einen Sohn, doch nachdem ihr frisch angetrauter Ehemann einen Seitensprung begeht und in einem Komplett gegen die Königin verstrickt ist, wird er vom Hof verbannt. Inzwischen ist Maria nicht mehr sicher und trifft sich im Geheimen mit Cousine Elizabeth, die sie aber auch nicht schützen kann. Dennoch wird die englische Königin Patin von Marias Sohn, der nach Marias gewaltsamen und Elizabeths natürlichen Tod der erste König über England und Schottland werden soll.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Atmos) vor. An Extras finden sich neben einem Filmkommentar mit der Regisseurin Josie Rourke und dem Komponisten Max Richter auch die Featurettes "Eine epische Konfrontation", "Tudor-Feminismus" sowie "Verrückt nach Maria".

Die künstlerische Leiterin des Donmar Warehouse, ein kleines Theater in London, wagt sich mit "Maria Stuart, Königin von Schottland" erstmals als Film-Regisseurin an einen historischen Stoff. Dabei stellt sie vor allem feministische Elemente in den Mittelpunkt, aber auch all die Schwierigkeiten der beiden Königinnen, denen sie sich insbesondere als Frauen in der von Männern dominierten Zeit stellen müssen. Dazu hat sie sich zwei starke Frauen geholt, um die Hauptrollen zu besetzen: Die Rolle der Maria Stuart hat sie mit der irischen Schauspielerin Saoirse Ronan besetzt, die sehr wandlungsfährige australische Mimin Margot Robbie spielt die englische Königin Elizabeth I. Doch auch die Nebenrollen sind mit dem Schotten David Tennant, Guy Pearce, Maria-Victoria Dragus, Gemma Chan und Brandan Coyle stark besetzt.

Diese Neuinszenierung des bekannten und schon oftmals dargestellten Stoffs bekommt durch das Drehbuch von Beau Willimon eine frische Note und macht diesen Film absolut sehenswert. Das Ende ist keine Überraschung, zumal der Streifen schon mit der Enthauptung der schottischen Königin beginnt. Der Film nimmt sich über zwei Stunden Zeit, um zwei zerbrechliche Seelen zu zeigen, die von Geburt an starke Frauen seinen müssen, sich im Grunde recht ähnlich sind, aber aus politischen Gründen andere Ziele verfolgen müssen. Die feministische Note unterstreicht all die Anstrengungen zusätzlich.

Freunde dramatischen Kinos werden ihren Spaß an "Maria Stuart, Königin von Schottland" haben, und können sich zusätzlich an dieser frischen Inszenierung mit einer herausragenden Besetzung erfreuen. Vielleicht bekommt der Film nun für zuhause die Beachtung, die er verdient und die ihm im Kino verwehrt blieb.

Pascal May