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Boston

Fast jeder kann sich daran erinnern, wo er sich aufgehalten oder was er getan hat, während der Terrorakt am 11. September in New York stattfand. Obwohl der Anschlag auf den Boston-Marathon am 15.04.2013, dem Patriot's Day, als zweitgrößter Anschlag in den USA gewertet wird, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren und 264 Menschen verletzt wurden, kann sich heute kaum noch jemand an die Ereignisse erinnern. Kein Wunder also, dass die Geschichte um diesen Anschlag mit prominenter Besetzung filmisch umgesetzt wurde, um zu erklären und zu erinnern. Nun liegt der Film "Boston" für das deutsche Heimkino vor.

Die Vorbereitungen auf das große Sport-Event, den Boston-Marathon, laufen auf Hochtouren. Der Polizist Tommy Saunders ist zuvor in Ungnade gefallen, weil er einem Kollegen durch einen Tritt die Zähne eingeschlagen hat. Zur Bewährung muss er zusammen mit seinen Kollegen die Strecke dieses Stadtmarathons sichern, er selbst ist im Bereich der VIPs im Ziel eingesetzt. Um 14:50 Uhr explodieren innerhalb von 13 Sekunden zwei Sprengsätze, Druckkochtöpfe mit Nägeln und Rasierklingen gefüllt, die zuvor in Rucksäcken entlang des Zieleinlaufs hinterlegt wurden. Nach während der Versorgung der Verletzten beginnt die Suche nach den Attentätern, das FBI richtet umgehend ein Ermittlungszentrum ein. Aufgrund der zahlreichen Handyaufnahmen der Besucher sowie der Auswertung von Kameraaufnahmen im Bereich des Ziels werden nur wenige Tage später die beiden Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew als dringend tatverdächtig identifiziert. Die fieberhafte Jagd auf die beiden Attentäter beginnt, FBI und die örtlichen Polizeibehörden arbeiten dabei eng zusammen, bevor die beiden Attentäter, wie sie es vorgesehen hatten, nach New York reisen, um dort einen weiteren Anschlag verüben zu können.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby...) vor. Unter den zahlreichen Extras finden sich auf der blauen Scheibe neben der dreiteiligen Dokumentation "Boston Strong” auch die Featurettes "Die realen Vorbilder: John Goodman & Ed Davis", "Die realen Vorbilder: Jimmy O. Yang & Dun Meng", "Researching the Day - Der Dreh", "Boston - Die Stadt der Champions", "Die Schauspieler erinnern sich", "Die Helden vor Ort" sowie ein erweitertes Ende.

Traumatisierende Ereignisse in den USA werden gerne filmisch aufgearbeitet, wie es zuvor schon mit mehreren Filmen zu 9/11 geschehen ist. Bereits im April 2016 wurde "Boston", der im Original "Patriot's Day" heißt gedreht, die Rollen wurden mit hochkarätigen Schauspielern besetzt, darunter der aus Boston stammende Mark Wahlberg, Kevon Bacon, John Goodman, J. K. Simmons und Michelle Monaghan. Da die Story wie auch die handelnden Figuren auf realen Geschehnissen und Personen beruht, hatten die Schauspieler nur eingeschränkt die Möglichkeit, sich spielerisch auszuleben, was sie mitunter lediglich unter gebremsten Schaum zeigt. Regisseur Peter Berg, der seine letzten drei Kinofilme zusammen mit Mark Wahlberg gedreht hat, hat "Boston" schnell und eindringlich inszeniert und lässt damit keine Längen aufkommen. Das sehr emotional besetzte Thema wurde unter anderem von Berg zusammen mit Mark Cook, Eric Johnson und Paul Tamasy eher sachlich geschrieben.

Das Besondere an "Boston" ist sicherlich, dass ein Kinofilm mit reichlich Originalmaterial aus den Kameras und Smartphones vom Tatort gespickt wurde, was ihm hin und wieder den Flair eines Dokumentarfilms gibt. Letzten Ende könnte er als Doku-Drama durchgehen, weil sich das Drehbuch sehr dicht an die Fakten gehalten hat, und so in etwas mehr über zwei Stunden das gesamte Drama des Attentats und der intensiven Suche nach den Tätern nachstellt und somit auch denen über den Patriot's Day 2013 in Boston Aufschluss gibt, an denen dieses Ereignis bisher vorbei gegangen ist.

"Boston" bietet zwei Stunden geballte Fakten und Spannung bis zum Schluss, wobei auch die übliche amerikanische Heldenverehrung nicht zu kurz kommt. So werden zum Ende des Films die realen Personen, die mit diesem traumatisierenden Event zu tun hatten, gezeigt, und als Helden gefeiert. Auch zu den Attentätern gibt es Informationen, und so wartet einer der Terror-Brüder noch immer auf die Vollstreckung seines Gerichtsurteils, seiner Schwägerin verweigert bis heute jede Aussage.

Wer sich für spannende Stoffe, die auf realen Begebenheiten basieren, interessiert, wird mit "Boston" bestens bedient. Um nur an einem Samstag Abend zu unterhalten, taugt der Film ob des realen Bezugs, nur bedingt, weshalb "Boston" an den Kinokassen in Deutschland auch durchgefallen sein dürfte.

Pascal May
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