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Hope Rides Again

Ex-Vizepräsident Joe Biden macht sich Sorgen um seinen Superfreund Barrack Obama. Seit ihrem letzten Fall hat er kaum noch etwas von seinem Buddy gehört und um ihre Freundschaft ist es irgendwie sehr still geworden. Eine perfekte Gelegenheit für ein Wiedersehen bietet ein Weltökonomieforum in Chicago, der politischen Heimat von Obama. Dort angekommen, kommt er mit dem sechzehnjährigen Shaun Denton ins Gespräch. Dieser nimmt an einem Förderprogramm für benachteiligte Jugendliche teil und ist als freiwilliger Helfer hier. Gerührt von Shauns Schicksal, trifft Biden schließlich seinen Freund, den coolsten Präsidenten der USA, in einem scheußlichen beigen Anzug, der schon damals zu einem Eklat geführt hat, und irgendwie wirkt sein Buddy auch verändert. Als dann auch noch Obamas Blackberry verschwindet, ist für Joe Biden klar, dass er seinem Freund helfen muss und mit ganzer Energie das Handy zurückzubeschaffen ist. Schließlich sind darauf sämtliche Telefonnummern aller Machthaber dieser Welt gespeichert. Allerdings auch die von Bradley Cooper. Spontan hat er zuerst den Jungen im Verdacht, da die anwesenden Promis wie die milliardenschwere Moderatorin Oprah Winfrey oder der Rapper Caruso es wohl ja nicht nötig haben werden, Telefone zu klauen. Auf was er sich damit einlässt, hat er keine Ahnung. Auf der Suche nach dem Uralt-Handy tauchen sie in das finstere Herz von Chicago ein, wo Freund und Feind sich nicht mehr unterscheiden lassen. Plötzlich sind sie mitten im Reich der Gangs, haben es mit undurchsichtigen Priestern und vorbestraften Jugendlichen zu tun, und landen auch noch in einer russischen Sauna. Dass gerade zudem der St. Patrick’s Day ist, macht die Sache auch nicht leichter. Und dann bleibt außerdem noch die Frage „Wann bekommt Joe Biden endlich sein Eis?“.

Andrew Shaffer, geboren in Cedar Rapids, Iowa, ist Autor zahlreicher New York Times Bestseller wie „The Day of the Donald - Trump trumps America“ und „Fifty Shames of Earl Grey“. Mit seiner Frau, der Autorin Tiffany Reisz, lebt er in Lexington, Kentucky. Er unterrichtet am Carnegie-Center for Literary and Learning. „Hope Never Dies“ war sein Krimi-Debüt und damit der Auftakt seiner Krimiserie um die Ex-Präsidenten Barack Obama und Joe Biden als Ermittler.

Da ist er nun, der zweite Fall für dieses so mehr als berühmte besondere Ermittlerpaar. Passend in die aktuelle Präsidentschaftswahlkampagne versteht es Shaffer, seine Helden erneut mit der schon im ersten Band angewandten Eigenironie durchaus glänzen zu lassen. Es ist einfach herrlich, wie sich die beiden mit ihren mehr als unterschiedlichen Lebensweisen immer wieder gegenseitig necken, aber dennoch auch in dieser gewachsenen Freundschaft absolut unterstützen.
Auf der einen Seite steht da Biden, der sich verzweifelt und dennoch vergeblich bemüht, das Ganze im Griff zu haben und cool zu sein, dem gegenüber steht ein nach wie vor cooler Obama, der aber über dieses Image manchmal hadert. Erneut gibt es wunderbare charakterliche Einblicke in die Lebenswelt dieses Duos und allein die Feststellung Bidens, dass er nun wirklich als Präsidentschaftskandidat der Demokraten das Amt des Präsidenten anstrebt, treibt einem das Grinsen ins Gesicht. Bleibt zu hoffen, dass er im richtigen Leben nicht ganz so spießig-provinziell und weltfremd wie in diesem Buch ist.

Wer nun auch noch das erste Fernsehduell Biden gegen Trump und die damit verbunde „Schlammschlacht" gesehen hat, der liest diesen Kriminalroman vielleicht noch mehr mit einem Blick auf die seitens Shaffer aufgezeigte und durchaus gewollte satirische politische Botschaft sowie die damit verbundene Gesellschaftskritik.

Michael Müller
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