Die Wiener im Jahre 1896 freuen sich über zwei weltbekannte Zauberer vor Ort und liegen ihnen zu Füßen. Es handelt sich um Hans Sober, der der Große Bellini genannt wird, und Charles Banton, der für seine spektakulären Showeinlagen bekannt ist. Ausgerechnet bei seiner neuen einzigartigen Nummer „Die zersägte Jungfrau“ geschieht etwas Furchtbares. Zum Schrecken des Publikums und des Zauberers wird Bantons Assistentin tatsächlich zersägt und stirbt. Irgendjemand hat den Apparat manipuliert. Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt in diesem Fall im Prater zwischen all den Artisten, Vergnügungswütigen und Schaustellern. Aber auch die Reporterin Julia Wolf, seine unglückliche Liebe, ist auf der Suche nach Informationen. Für Inspektor Herzfeldt ist die Arbeit schwierig, da nicht alle ihm vertrauen. Julia dagegen gelingt es, an Informationen zu kommen, die dem Inspektor bisher verborgen blieben. Sie erfährt, dass auf dem Prater in den letzten Monaten immer wieder Mädchen verschwunden sind, ohne dass es ein Lebenzeichen von ihnen danach gab. Zudem findet sie auch die ersten Hinweise auf eine Frauenleiche. Rund um den Prater werden weitere Frauen getötet und Leo braucht dringend die Unterstützung seines Freundes Augustin Rothmayer, dem Totengräber vom Zentralfriedhof. Dieser schreibt gerade an einem neuen Buch und ist mit seinen Experimenten dazu reichlich beschäftigt. Bei der Obduktion der Leichen helfen auch die wissenschaftlichen Studien des Totengräbers. Inspektor Herzfeldt weiss, dass er es nur gemeinsam mit Julias wie auch Augustin Rothmayers Hilfe schaffen kann, das grausame Spiel dieses Mörders aufzuhalten und den Fall dann hoffentlich zu lösen!
Oliver Pötzsch, 1970 geboren, arbeitete nach seinem Studium zunächst als Filmautor und Journalist beim Bayrischen Rundfunk. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht. Die Bände der „Henkerstochter“-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Mit seiner neuen „Totengräber“-Reihe landet er ebenfalls regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. Heute lebt der Autor mit seiner Familie in München.
Im vierten Buch der Reihe mit dem Titel „Der Totengräber und die Pratermorde“ hat der Autor erneut einen überaus spannenden Krimithriller geschaffen. Ich bin fasziniert und gleichzeitig auch beeindruckt, wie es Oliver Pötzsch immer wieder gelingt, das alltägliche Leben in Wien im Jahre 1896 mit einem spannenden Kriminalthema zu verknüpfen. Ich mag es, wenn sowohl der spannende kriminalistische Teil als auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere einhergehen und so eine absolut runde authentische Geschichte werden. Zudem ist es ebenso spannend, die Hintergründe über die sozialen Zustände wie auch die ganzen Entwicklungen im Wien dieser Zeit zu erfahren. Die vielschichtige Geschichte verbindet sich nach und nach wie bei einem Puzzle zu einem perfekten Gesamtbild. Pötzsch führt einen dabei gekonnt immer wieder mal in die Irre, schweift geschickt auch mal in andere Szenarien, ehe er dann doch den Leser erneut mitreißt und man es kaum erwarten kann, bis letztendlich alles aufgelöst ist. So sind die 544 Seiten nicht zu lang, sondern ein Genuss bis zum Schluss. Wie immer hervorragend recherchiert birgt dieses Buch Suchtcharakter und es fällt schwer, ab und an eine kurze Lesepause einzulegen. Traditionell folgt am Ende des Buches wieder das schon vertraute Glossar der wienerischen Wörter und regt spätestens dann den „Nichtwiener“ erneut zum Schmunzeln an. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit meinen Wiener Akteuren und warte jetzt schon gespannt und voller Freude auf den nächsten Fall von Inspektor Leopold von Herzfeldt!
544 Seiten, Ullstein Paperback Verlag, 17,99 Euro