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tschick

Wer hätte damals gedacht, dass ausgerechnet der Hit "Ballade pour Adeline" von Richard Clayderman gut 40 Jahre nach seiner Chartplatzierung noch einmal den Weg in einen deutschen Kinofilm schaffen würde, dazu noch in einen Film, der auf einem Jugendroman basiert? Und das ist nicht einmal das Ungewöhnlichste an diesem Film, der nun auf DVD und BluRay vorliegt.

Maik entsammt einer gutsituierten Familie, ist recht gut in der Schule und heimlich in die schöne Tatjana verliebt. In der Schule trifft er auf den neuen Schüler "tschick", der eigentlich Andrej heißt und einen schwierigen Nachnamen trägt, schließlich ist er Russe und dazu noch jüdischer Zigeuner. Beide sind 14 Jahre alt und haben keine Ahnung, was sie in ihren Sommerferien machen sollen, vor allem, weil sie die beiden einzigen sind, die nicht zu Tatjanas Geburtstagsfeier eingeladen sind. Bis tschick mit einem "geliehenen" Auto der Marke Lade vor Maiks Haus steht. Maiks Mutter ist in der Entzugsklinik und der Vater verbringt seinen Urlaub mit dessen Geliebter. Beide Jungs haben sonst nichts vor, also brechen sie mit dem Lada auf, um in die Walachei zu fahren. Unterwegs machen sie die Bekanntschaft einer sehr klugen Familie, einem Polizisten auf einem Fahrrad, der durchgedrehten Isa, die nach Prga möchte, und lernen darüber hinaus die Eigenheiten einer Tiefkühlpizza und dem Stehlen von Benzin kennen. Sie lernen sich selbst kennen und erleben den bislang schönsten Sommer ihres Lebens.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (DTS-HD 5.1) und einer Hörfilmfassung vor. An Extras finden sich Teaser und Trailer, Interviews, Behind The Scenes, Making Of, Deleted Scenes, Outtakes, ein Special zur Premiere, ein Audiokommentar mit Regisseur Fatih Akin, Drehbuchautor Lars Hubrich und Cutter Andrew Bird sowie eine Lesung von Werner Herrndorf, als er in Berlin aus seinem Buch gelesen hat.

Regisseur Fatih Akin war bisher bekannt für eher sperrige Themen in Filmen, die meist im MIlieu türkischer Familien spielen. Daher war es schon eine kleine Sensation, als bekannt wurde, dass ausgerechnet er einen Jugendroman verfilmen würde. Darüber hinaus hat er mit dem großen deutschen Regisseur Hark Bohm und Lars Hubrich das Drehbuch verfasst. Dabei herausgekommen ist ein herrlich kurzweiliger Coming Of Age-Film, der rundum Laune macht und zahlreiche Kalauer bereit hält.
Den Darstellern, allen voran Tristan Göbel, der den Maik verkörpert, wie auch Anand Batbileg, der den tschick gibt, sieht man beim Spielen an, wieviel Spaß bei den Dreharbeiten gehabt haben müssen. Auch die Nebenrollen sind mit den großen Mimen Uwe Bohm, Udo Samal, Claudia Geisler oder Friederike Kempter bestens besetzt.

Der Jugendroman von Wolfgang Herrndorf, dessen Plot er nach eigener Aussage sofort vollständig im Kopf hatte, als er die Idee zu diesem Buch geboren hatte, war in Deutschland mit über zwei Millionen verkaufter Exemplare ein großer Erfolg, inzwischen ist es in 25 Ländern erschienen. Daher war es nur eine Frage der Zeit, wann sich jemand daran machen würde, den Erfolg auf die große Leinwand zu übertragen. In vielerlei Hinsicht kann man die Verfilmung von "tschick" als einen Last-Minute-Geschichte ansehen, da Fatih Akin die Regie erst sieben Wochen vor Drehbeginn übernahm, dann noch dem Drehbuch den letzten Schliff gab und nur eine Woche vor Drehbeginn den Darsteller des Maik gefunden hat.

Das Roadmovie, in dem die beiden jungen Protagonisten mit ihrem Lada unterwegs Richtung Walachei sind, ist ein herrlich schöner Jugendfilm geworden, der einfach nur Spaß macht und den man sich gerne ansieht. Zurück lässt dieser Film seine Zuschauer mit einem beseelten Lächeln im Gesicht und einem wohligen Gefühl, weil er rundum gelungen ist. Daher kann man "tschick" als eine sehr gelungenen Verfilmung bezeichnen, die jede Beachtung verdient. Prima!

Pascal May