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Star Wars - Das Erwachen der Macht

Fast 40 Jahre ist es nun schon her, als ein kleiner Science-Film vom unbekannten Regisseur George Lucas in gerade mal 43 Kinos in den USA startete. Um seine Vision umzusetzen, die kein Studio überhaupt in die Kinos bringen wollte, verzichtete er sogar auf seine Gage. Damals nahm kaum ein Kinogänger von diesem Film Notiz.
Heute ist das anders. Im Jahre 2015 läuft die Merchandising-Maschinerie zu "Star Wars" monatelang auf Hochtouren, obwohl es außer dem Starttermin des Films kaum etwas zu berichten gibt. Die Presse weltweit zimmert sich seit Monaten Berichte zum siebten Teil zusammen, die eher auf Spekulationen denn auf Fakten basieren. Die Werbung zu Episode VII der Sternenkriegs-Saga, "Star Wars - Das Erwachen der Macht", überschlägt sich und findet mehr und mehr Kooperationspartner, die auch ein Stück vom "Star Wars"-Kuchen abhaben möchte. Da wird selbst Darth Vader als Werbefigur bemüht, obwohl der im neuesten Teil gar nicht vorkommen kann, nachdem er in Episode VI ums Leben kam.
Außer den spärlichen Informationen aus den Trailern ist der Inhalt des Films bisher geheim geblieben, was den Hype um "Star Wars" nur noch mehr angeheizt hat. Kinos melden einen Rekord nach dem anderen, wenn es um den Ticket-Vorverkauf geht, selbst in deutschen Kinos sind weit mehr als eine halbe Million Tickets im voraus verkauft worden. Doch was dürfen die Fans der "Star Wars"-Saga erwarten?

Wir befinden uns 30 Jahre nach den Geschehnissen von "Star Wars - Episode 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter".
Luke Skywalker ist verschwunden. Der Widerstand um General Organa kämpft weiter gegen das neu erstandene Böse, genannt "Erste Ordnung". Der beste Pilot der Resistance, Poe, soll Luke Skywalker ausfindig machen, wenn es ihn noch geben sollte. Finn, ehemaliger Angehöriger der Sturmtruppen, desertiert, weil er das Morden nicht mitmachen möchte, und rettet Poe das Leben. Der Zufall will es, dass Finn, der seine wahre Identität verschweigt und sich als Anhänger der Resistance ausgibt, bald auf Rey trifft, einer begabten Mechanikerin, die vom Ausschlachten alter Raumschiffe lebt, nachdem ihr zuvor Poes Droide BB-8 zuläuft. Dieser Droide beherbergt geheime Informationen für die Resistance.
Als Finn und Rey angegriffen werden, flüchten sie mit einem alt-bekannten Raumschiff, dem "Millennium Falken", und treffen bald auf Han Solo und Chewbacca, die beide zu General Organa und die Resistance führen. Nun müssen sie sich der dunklen Macht und deren Anführer, Kylo Ren, General Hux und dem Supreme Leader stellen.

Mit "Star Wars - Das Erwachen der Macht" ist die "Star Wars"-Filmsaga im 21. Jahrhundert angekommen, was nicht nur an der umwerfenden Technik liegt, mit der herausragende Special-Effects kreiert wurden, denn auch an der Political Correctness im Drehbuch ist das deutlich abzulesen. Die Prinzessin verzichtet auf ihren Titel, nachdem sie ja nun jahrelang in einer Republik lebt, und nimmt dafür den Rang eines Generals an. Die Helden sind nicht mehr alle nur weiß und dürfen nun auch die Seite wechseln, eine Frau spielt eine technik-affine Heldin, Führungspositionen auf der guten und der bösen Seite werden mit Frauen besetzt, ja, selbst die neue Superwaffe der dunklen Seite wird von der Sonne gespeist.

Die Regie hat "LOST"-Erfinder und Kino-Wunderkind J. J. Abrams übernommen, der unter anderem die letzten beiden "Star Trek"-Filme realisiert hatte, und der auch am Drehbuch von "Star Wars - Das Erwachen der Macht" mitgeschrieben hat. Die Musik, die sehr viele bekannte Elemente aus den Vorgänger-Filmen enthält, stammt einmal mehr aus der Feder von John Williams, der den neuen Sountrack erneut mit dem London Symphony Orchestra eingespielt hat. Lawrence Kasdan, eng verbunden mit den Episoden V und VI, stand der Crew als Berater zur Seite.

Bereits zu Beginn des Films hat der treue "Star Wars"-Fan ein déjà-vu, das sich durch den ganzen Film hindurch ziehen soll. Viele Szenen erinnern an die Ur-Trilogie, nur sind die nun eben moderner und angepasster an die heutige Zeit. So kommt es auch, dass man diesem Film problemlos folgen kann, auch wenn man keinerlei Vorkenntnisse aus den früheren Filmen mitbringt, es erhöht aber den Genuss, wenn man Episode I bis VI gesehen hat.

Zu den vorangegangenen Filmen wird in Episode VII kaum Bezug genommen, und selbst die altgedienten Helden aus Episode IV, V und VI tragen nicht wirklich zum Fortkommen der Geschichte bei. Dafür gibt es ganz neue Elemente und neue Verwandtschaftsverhältnisse, zahlreiche neue Figuren und eine neue Cantina-Band, und Kylo Ren scheint nicht nur mächtiger sondern auch deutlich jähzorniger als ehemalige dunkle Lords zu sein. Der neue Todesstern mit dem für Hardcore-Fans bekannt klingenden Namen "Starkiller Base" ist sogar deutlich größer als der ehemalige Heimatstern von Darth Vader.

Den Film in 3D zu sehen ist schon ein Genuss, doch wirklich herausragende 3D-Effekte sollte der geneigte Fan hier nicht erwarten.

Ganz sicher wird "Star Wars - Das Erwachen der Macht" jeden Rekord brechen, der bisher in den Kinos weltweit aufgestellt wurde, allein schon am ersten Tag und am Startwochenende, denn in Episode VII ist für jeden Fan zwischen sechs und 70 Jahren etwas dabei. Ein süßer kleiner Droide für die kleinen Fans, eine junge Frau als Heldin, bemerkenswerte Technik und Special Effects für die Jungs und die Veteranen aus der Ur-Trilogie für die Fans der ersten Stunde, auch wenn für Letztere Vieles bekannt vorkommen dürfte.

Die "Star Wars"-Maschinerie ist gerade erst richtig angelaufen, denn auch in den kommenden Jahren wird es zu jedem Weihnachtsfest einen neuen Film, auch außerhalb der Episoden-Zählreihe, aus diesem Universum geben.

Doch eines bleibt beständig, denn auch "Star Wars - Das Erwachen der Macht" beginnt mit der Einblendung der Worte: "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie....". Da kann man nur Han Solo zitieren: "Chewie, wir sind zuhause!".

Pascal May