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Men & Chicken

Die meisten Filme des dänischen Kinos verdienen das Prädikat "besonders", zumindest aber "anders", und das nicht erst seit sich eine Zahl von Regisseuren der DOGMA-Lehre unterworfen hat. Ein besonders erfolgreiches Beispiel der dänischen Regisseur-Zunft ist Anders Thomas Jensen, dessen neuester Film "Men & Chicken" nun auf DVD und BluRay erhältlich ist.

Gabriel und Elias sind Brüder. Der eine ein grüblerischer Dozent für Philosophie, der andere ein cholerischer und sexsüchtiger Taugenichts. Als der Mann, von dem die Brüder ein Leben lang glaubten, er sei ihr Vater, stirbt, hinterlässt er ihnen eine sehr überraschende Videobotschaft. Darin erfahren sie, dass die Brüder adoptiert wurden, und ihr biologischer Vater auf der Insel Ork lebe. So machen sich die beiden auf, ihren Vater kennenzulernen, was sich nicht ganz einfach gestaltet.
Auf der Insel angekommen erfahren sie, dass ihr Vater im ehemaligen Sanatorium wohnt. Dort angekommen, machen sie schmerzliche Bekanntschaft mit ihren neuen Brüdern, drei an der Zahl, die sie erst einmal niederschlagen. Schnell merken sie, dass allesamt nicht besonders hell im Kopf sind, aber ihre ganz eigenen Persönlichkeiten haben.
Den Vater dürften Gabriel und Elias erst einmal nicht sehen, weil der sich ausruhe und nicht gestört werden dürfe. Also lernen die beiden ihre neuen Brüder mit all ihren Macken, sexuellen Vorlieben und Regeln kennen, die zusammen mit allerlei Tieren das ehemalige Sanatorium bewohnen. Von der Neugierde gepackt, entdecken Gabriel und Elias, dass ihr Vater längst tot ist, und nun trauen sie sich, trotz Verbot des toten Vaters, in den Keller, um dort eine gruselige und ungeheure Entdeckung zu machen.

"Men & Chicken" liegt auf DVD in der deutschen und dänischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras bietet die DVD ein Interview mit Hauptdarsteller Mats Mikkelsen, den Kinotrailer und eine Trailershow.

Der Oscar-prämierte Regisseur Anders Thomas Jensen, der auch das Drehbuch geschrieben hat, lässt es in "Men & Chicken" einmal mehr krachen, wie man es aus seinen Vorgänger-Filmen "Adams Äpfel" oder "Dänische Delikatessen" kennt. Wieder zeigt er Menschen am Abgrund, die alle ein Geheimnis eint, und wieder erzählt er diese unglaubliche Geschichte in seiner ganz eigenen Art. Wie in allen Filmen des dänischen Regisseurs wurde auch hier wieder die Hauptrolle mit Mats Mikkelsen, dem Bond-Bösewicht aus "Casino Royale", besetzt, der sich in seiner Rolle als Elias richtig auslebt.

"Men & Chicken" darf man zumindest als fordernd, sperrig und nicht wirklich eingängig bezeichnen. Hat man in diese absurde und skurile Welt erst einmal hinein gefunden, entwickelt man ein tiefes Mitgefühl für die schwierigen Charaktere in ihrer sehr ungewöhnlichen Welt.

Der Film, der das diesjährige "Filmfest München" eröffnet hat, ist voller absurder Ideen und schwarzen Humor, und erschließt sich nicht wirklich einer breiten Masse. Wer aber die anderen Jensen-Filme kennt und mag, wird "Men & Chicken" lieben. Alle anderen sollten für einen beschaulichen, winterlichen Videoabend besser zu leichterer Kost greifen.

Pascal May