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Faking Bullshit - Krimineller als die Polizei erlaubt

Nachdem die Kinos im vergangenen Jahr kaum öffnen durften, gibt es nur wenige neue Filme, die nun für das Heimkino erscheinen. Eine rühmliche Ausnahme bildet hier die deutsche Produktion "Faking Bullshit", die nur sehr kurz im vergangenen Sommer im Kino lief und die die man nun zuhause genießen kann.

In einer verschlafenen Kleinstadt mitten in Nordrhein-Westfalen ist die Welt absolut noch in Ordnung. Die Polizei wird zu Einsätzen gerufen, die eher für die Feuerwehr gedacht wären. Die Beamten der Wache 23 nehmen sich diesen Einsätzen aber gerne an, da es sonst nichts zu tun gibt. Für die Polizisten Deniz, Rocky, Netti und Hagen das reinste Paradies, denn wichtig im täglichen Einerlei ist im besten Fall, was es zum Mittagessen gibt. Ihr Chef Rainer steht kurz vor dem Ruhestand, und sein wichtigstes Anliegen ist bis dahin, dass sein gestohlenes Fahrrad schnell gefunden wird.
Da stört die junge Beamtin Tina die Ruhe, die aus Düsseldorf in die Provinz gekommen ist. Aber nicht als Rainers Nachfolgerin, sondern um das Polizeirevier zu überprüfen. Bei den wenigen Einsätzen könnte man darüber nachdenken, die Wache 23 zu schließen. Um aus diesem Dilemma zu entkommen, brauchen die Beamten Einsätze, am besten verbunden mit extrem hohen Aufklärungsquoten! Aber woher sollen die kommen? Da müssen die verzweifelten Polizisten kreativ werden und wohl etwas nachhelfen. Nur darf das auf keinen Fall auffallen, schließlich hängen von der ganzen Aktion Arbeitsplätze ab!

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung in DTS-HD MA 5.1 vor. Extras gibt es keine.

Dass der Film eine Adaption der schwedischen Komödie "Kops!" aus dem Jahre 2003 ist, wird bereits im Vorspann genannt, was einem die Freude auf den Film nimmt, wenn man das Original kennt. Denn "Faking Bullshit" (wer hat sich diesen blöden Titel einfallen lassen und wieso muss schon wieder ein deutscher Film einen englischen Titel haben?) ist nicht einfach nur ein Abklatsch. Was Vor-, aber auch Nachteile mit sich bringt.

In seinem Spielfilmdebüt erzählt Regisseur Alexander Schubert, Ensemblemitglied der populären ZDF-Satiresendung „heute-show“ und ganz kurz im Film bei einer Prostituierten zu sehen, eine aberwitzige Geschichte über Liebe, Freundschaft, und Selbstbestimmung.
Was die ganze Geschichte aber immer wieder ins Stocken bringt, sind die mit dem Vorschlaghammer in das Drehbuch eingepflegten Pointierungen auf die Themen Alltagsrassismus, MeToo und Political Correctness. Da muss die Ossi-Braut her, die den Party-Türken kennenlernt, da wird jedes Klischee über Frauen in Führungspositionen bemüht, und natürlich kann der alte Chef das alles nicht mehr verstehen und lehnt es daher rigoros ab.
Darüber hinaus gehen dem Zuschauer die auffälligen Product Placements und Werbungen gehörig auf die Nerven.

Erfrischend an "Faking Bullshit" ist die Auswahl kaum bekannter und abgenutzter Gesichter der deutschen Film- und Fernsehlandschaft, denen man dadurch ihre Rollen als Privinzpolizisten gerne abnimmt. Die Hauptrollen spielen Erkan Acar, der den Film auch mitproduziert hat, Adrian Topol, Sanne Schnapp, Alexander Hörbe und Sina Tkotsch.
Es sind aber die Gastrollen mit großen Namen, die den Film erst richtig sehenswert machen, allen voran Bjarne Mädel als Obdachloser Klaus, der seine Rolle aus einer Mischung aus Ernie aus "Stromberg" und "Tatortreiniger" anlegt und somit für die heftigsten Lacher sorgt.

Gedreht wurde im westfälischen Münsterland, genau in Ahlen, wobei wohl die ganze Stadt in die Dreharbeiten involviert war, zumindest lässt das der Abspann vermuten. Der Ort wird auch gleich zu Beginn des Films sehr prominent und mehrfach genannt. Dass der Film im Landkreis Warendorf spielt, ist an jedem Auto im Film deutlich zu erkennen.

Vielleicht wäre es besser gewesen, eine direkte Adaption des schwedischen Originals in Angriff zu nehmen, denn "Faking Bullshit" möchte zu viel auf einmal sein und verliert sich damit komplett. Zu viel Liebesgeschichte, zu viel Krimi voller Zufälle, zu viel Humor mit der Brechstange, zu viel Angst vor Political Correctness, so dass man die lieber gleich ganz vermieden oder zumindest sehr ungeschickt umschifft hat.

Am Ende bleibt eine leichte Unterhaltung übrig, die ihre witzigen Stellen quer über die Handlung verteilt, aber doch zu wenig, um daraus eine krachende Komödie zu machen.
Wer sich einfach nur berieseln lassen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Film- und Genreliebhaber greifen besser gleich zum Original.

Pascal May
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