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Die Farbe des Horizonts

Junge Frauen holen nun auch in Hollywood richtig auf, und es scheint für sie bei aktuellen Produktionen kein Halten mehr zu geben. Mit der Spielfilm-Trilogie "Die Bestimmung" wurde Shailene Woodley in ihrer Hauptrolle als "Tris" weltweit bekannt, für ihre Rolle als alleinerziehende Mutter in der HBO-Serie "Big Little Lies" wurde sie für zahlreiche Preise nominiert. Nun spielt sie in "Die Farbe des Horizonts" die Hauptrolle und hat den Film gleich mitproduziert. Jetzt liegt der Film auch für das deutsche Heimkino zum Kauf vor.

Gerade erst 24 Jahre alt sucht Tami noch immer nach ihrem Platz im Leben. Die Weltenbummlerin lebt von Gelegenheitsjobs und möchte die Welt bereisen, etwas erleben und Spaß haben. So kommt sie nach Tahiti und übernimmt kleine Jobs am Hafen. Dort lernt sie den welterfahrenen britischen Segler und etwas lebensälteren Richard kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und so verbringen Tami und Richard eine tolle gemeinsame Zeit an einem der schönsten Plätze der Welt. Das Ehepaar Peter und Christine, alte Bekannte von Richard, muss schnell nach Hause, und so bitten sie Richard, ihre 13 Meter-Jacht von Tahiti nach San Diego zu überführen. Dafür würde er 10.000 Dollar erhalten und Tami mitnehmen können. Ohne Bedenkzeit nimmt Richard das Angebot an, und so begibt er sich zusammen mit Tami auf die 6.500 Kilometer lange Seereise. Dabei steuern sie direkt auf Hurrican Raymond zu, einem der heftigsten Wirbelstürme überhaupt. Nach 27 Stunden der Bewusstlosigkeit erwacht Tami, sucht ihren schwer verletzten Richard und versucht das durch den Sturm schwer beschädigte Schiff selbständig zu steuern, wobei ihr dabei lediglich ein Sextant zur Verfügung steht. Eine Verbindung zur Außenwelt besteht nicht, das nächste Festland ist 2.000 Seemeilen entfernt. Schnell stellt sie fest, dass die Chancen, auf offener See gefunden zu werden, gegen Null tendiert. Sie steuert Hawaii an, verbunden mit dem Risiko, dass sie bei einem Fehler in der Navigation erst wieder in Japan auf Festland treffen könnte, was den sicheren Tod bedeuten würde. Dazu ist ihr Vorrat an Trinkwasser und Lebensmitteln sehr begrenzt.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung vor. An Extras bietet die blaue Scheibe jede Menge, wobei eine Hälfte auf deutsch, die andere im englischen Original vorliegt. So finden sich bei den Extras unter anderem verschiedene Featurettes, ein Making Of, Interviews mit Cast und Crew, eine Bildergalerie sowie Ausschnitte von der Weltpremiere.

Hollywood mag wahre Geschichten, und so basiert der in 1983 angelegte Film "Die Farbe des Horizonts" lose auf dem Buch "Red Sky in Mourning: A True Story of Love, Loss and Survival at Sea" von Tami Oldham Ashcraft, der echten Weltenbummlerin und Seglerin. Um die Geschichte wirklich authentisch zu erzählen, fuhren die Schauspieler sowie die Filmcrew jeden Morgen zwei Stunden auf das offene Meer, wo bis zu 14 Stunden lang gedreht wurde. Der isländische Regisseur Baltasar Kormákur, der seit seinem Film-Hit "Everest" als Extrem-Filmer bekannt ist, legte viel Wert auf die realistische Darstellung der hoffnungslosen Situation auf dem offenen Meer, was ihm durchgehend gelungen ist. In Rückblenden zeigt er, wie sich Tami und Richard kennen- und lieben lernen, wodurch man immer nur stückweise die Hintergründe der Geschichte und ihrer Protagonisten erfährt. Shailene Woodley wird dabei in den Rückblenden so sexy wie nie gezeigt, auf offenem Meer spielt sie vollkommen uneitel und realitätsnah erschöpft, wie man es bei der langen Zeit in dieser hoffnungslosen Situation erwarten kann. Richard wird dargestellt vom britischen Schauspieler Sam Claflin, der spätestens seit seiner Hauptrolle in "Ein ganzes halbes Jahr" weltweit bekannt ist und insbesondere von weiblichen Fans geliebt wird. Außer dem Sturm und der Jacht gibt es keine weiteren tragenden Rollen, und so kann "Die Farbe des Horizonts" fast schon als Kammerspiel angesehen werden.

Die Produktionskosten von rund 35 Millionen Dollar wurden immerhin an der Kinokasse eingespielt, wenn auch nur mit mäßigem Gewinn, was dem Film nicht gerecht wird, denn er hätte deutlich mehr Beachtung verdient. Bei "Die Farbe des Horizonts" muss man sich auf eine Tour-de-Force einlassen, denn das Spiel vor allem von Shailene Woodley ist sehr intensiv und absolut herausragend. Bedenkt man dazu, dass es sich dabei um eine wahre Geschichte handelt, fühlt man als Zuschauer nur noch mehr mit und hofft auf ein gutes Ende. Die Film-Tami opfert sich auf, lässt nichts unversucht, sich gegen das aussichtslos scheinende Schicksal aufzubäumen, wobei sie dank ihrer Liebe immer neue Energien freilegt. Dabei wächst sie an ihren Herausforderungen, auch wenn es bedeutet, zusätzliche Entbehrungen auf sich zu nehmen.

"Die Farbe des Horizonts" vereint mehrere Richtungen in einem Film: eine ungewöhnliche Geschichte um eine starke Liebe, eine Wetter-Katastrophe und die übermenschlichen Anstrengungen, die Tami auf sich nimmt, um ihren geliebten Richard und sich zu retten. Alles von hervorragenden Schauspielern gespielt und perfekt inszeniert. Ein Film, der seine Zuschauer nicht unberührt lässt.

Pascal May
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