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Big Eyes

Wenn man an Tim Burton-Filme denkt, hat man sofort ein bestimmtes Bild vor Augen: gruselige Sets, meist mit einem alten Schloss im Hintergrund, durchgedreht-extravagante Geschichten und Johnny Depp in der Hauptrolle. Oft war es tatsächlich so, doch inzwischen kann der Meister-Regisseur auch anders, wie er eindrucksvoll in seinem neuesten Drama "Big Eyes" zeigt.

Margaret schnappt sich ihre Tochter Jane und flüchtet aus ihrer ersten Ehe. Sie ist Künstlerin und malt mit Vorliebe Figuren mit großen Augen. Zufällig trifft sie auf Walter Keane, ebenfalls Künstler, sehr charmant und charismatisch. Margaret verliebt sich in ihn und nur kurze Zeit später heiraten sie.
Walter ist mit seinen eigenen Bildern nicht sonderlich erfolgreich, doch Margarets Bilder interessieren immer mehr Kunstfans. Um einen Verkauf nicht zu gefährden, gibt sich Walter als Urheber der "Big Eyes"-Bilder aus. Sein unglaubliches Verkaufs- und Promotiontalent machen die "Big Eyes" schnell bekannt, die Nachfrage nach den Bildern mit den traurigen Kindern steigt rasant an. Da selbst die Poster für deren Galerie reißenden Absatz finden, beginnt Walter, die zu verkaufen, später Poster davon herzustellen und diese auch zu verkaufen, womit er einen echten Hype lostritt. Walter sonnt sich in seinem neuen Ruhm und verbietet Margaret, jemals das Geheimnis der Bilder zu verraten, dass nicht er sondern sie die Bilder malt.
Irgendwann hält es Margaret nicht mehr aus, und wieder schnappt sie sich ihre Tochter Jane und flieht aus einer Ehe. Doch dieses Mal findet sie den Mut, die Wahrheit ans Licht zu bringen, selbst wenn es bedeutet, ihren Mann Walter zu verklagen, und damit den größten Betrugsskandal in der Kunstgeschichte der USA loszutreten.

Der neueste Tim Burton-Film liegt auf DVD in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras gibt es ein zanzigminütiges Making Of, den Trailer sowie das halbstündige Q'n'A nach der Premiere mit den Drehbuchautoren Scott Alexander und Larry Karaszewski, der Hauptdarstellerin Amy Adams und der echten Margaret Keane.

Tim Burton übertrifft sich mit "Big Eyes", seinem ersten Nicht-Science-Fiction- oder Fantasy-Film, selbst. Mal vorsichtig behutsam, mal hochdramatisch erzählt er die wahre Geschichte von Walter und Margaret Keane zu Beginn der 1960er Jahre, die mit ihren "Big Eyes"-Bildern Kunst für Jedermann erschwinglich gemacht haben, und somit den ersten Kunst-Hype geschaffen haben, der selbst Künstler wie Andy Warhol staunen ließ.

In den Hauptrollen brillieren Amy Adams und Oscar-Gewinner Christoph Waltz und liefern einmal mehr ein bemerkenswert herausragendes Spiel als Künstler-Ehepaar Keane ab. Auch die Nebenrollen sind mit Danny Huston, Krysten Ritter oder Jason Schwatzman hochkarätig besetzt.
Zwei Songs aus dem Film stammen von Lana Del Ray, die mit ihrer leicht depressiven Art zu singen die Stimmung in diesem Film in bester Weise unterstreicht.

Gemeinsam mit seinem bewährten Team (Danny Elfman: Musik, Coleen Atwood: Kostüme, Scott Alexander und Larry Karaszewski: Drehbuch) schafft der grandiose Tim Burton ein besonderes Film-Juwel jenseits seiner bisherigen exzentrischen Werke, das leider an deutschen Kinokassen etwas untergegangen ist. Nun besteht mit dem Heimkino-Release von "Big Eyes" die Möglichkeit, dieses Juwel für sich zu entdecken, denn dieser Film hat es absolut verdient, entdeckt, bemerkt und gesehen zu werden.
Ganz großes Kino von und mit den besten Künstlern Hollywoods!

Pascal May
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