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A Most Violent Year

Retro ist derzeit in, und das sogar im Kino und im Fernsehen. Da werden alte Filme und Serien neu aufgelegt, und das sogar mit großem Erfolg. Dazu kommen zahlreiche Filme ins Kino, die aus der jüngsten Geschichte erzählen, so auch "A Most Violent Year".

Wir schreiben das Jahr 1981, das Jahr mit der höchsten Kriminalitätsrate in der Geschichte von New York City.
Jahrelang hat Abel alles dafür getan, ein guter italienischer Gangster zu werden und so zu leben. Nun möchte er zusammen mit seiner aufregenden Frau Anna und seinen zwei kleinen Töchtern ein möglichst normales Leben führen. Seit Jahren führt er eine Heizöl-Firma, und nun möchte er expandieren, und dafür benötigt er über 1,5 Millionen Dollar, um ein Ölterminal am Fluss zu kaufen, und endlich dem Gangster-Leben ein Ende zu setzen.
Seine Konkurrenten und Neben-Gangster wollen ihm diesen Deal nicht gönnen, und so stehlen sie ihm seine voll beladenen Laster, insgesamt gehen dem Geschäftsmann Abel knapp 300.000 Liter Heizöl verloren. Dann gibt es noch Ärger mit dem Staatsanwalt, der Klage gegen Abel und seine Firma erheben will. Sollte es dazu kommen, wird ihm keine Bank mehr Geld geben. Kann er sein mafiöses Leben nun doch nicht beenden, muss er weiterhin zu dubiosen und illegalen Mitteln greifen?

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich neben einem Making Of, entfallenen Szenen und dem Trailen noch zahlreiche sehenswerte Interviews und Featurettes, insgesamt rund 75 Minuten Bonus-Material.

Um die Story von "A Most Violent Year" authentisch zu erzählen, wurde der ganze Film in der Machart der frühen 1980er Jahre gedreht, in einer Zeit ohne Handy und in denen noch im Auto geraucht wurde. Lange Einstellungen wechseln sich mit dunklen Innenaufnahmen ab, eine Verfolgungsjagd erfolgt zu Fuß und dauert ewig, wobei weder der Jäger noch der Gejagte müde oder langsamer werden. Immerhin bleibt dem Zuschauer die schlimmste Mode dieser Zeit erspart, und so bleibt die Ausstattung dezent.

Leider ertrinkt der Film in langen Dialogen, und kommt so erst nach 90 Minuten richtig in Fahrt. Hauptdarsteller Oscar Isaac in seiner Rolle als Abel Morales ist in diesem Streifen omnipräsent, und lässt der schönen Jessica Chastain kaum Raum, sich schauspielerisch zu entfalten. Dennoch hat sie es in der Rolle der Ehefrau mit kreativer Buchführung zu einer Nominierung für den Golden Globe geschafft.

Ganz klar hat "A Most Violent Year" die Filme der später 1970er und frühen 1980er Jahre als Vorbild, doch allein das reicht nicht aus, um einen spannenden Krimi zu formen. Die 121 Minuten Spielzeit sind deutlich zu lang geworden.
Als Geschichte über das New York City des Jahres 1981 taugt der Film auf jeden Fall, doch wenn das gefährlichste Jahr der Stadtgeschichte dargestellt werden soll, muss schon etwas mehr passieren.

Cineasten werden den Film mögen, und auch Freunde des Erzählkinos werden ihre Freude daran haben. Krimi-Fans, die beinharte Action erwarten, sei dieser Film besser nicht angeraten.

Pascal May