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Runaway

Was würden Sie tun, wenn Ihr Leben von einer mysteriösen aber bildhübschen Fremden auf den Kopf gestellt wird? Wenn von heute auf morgen die Unterwelt einen hohen Preis auf Ihren Kopf aussetzt und Sie sich auf der Flucht befinden? Und was wäre, wenn dies nur Ihr kleinstes Problem wäre?
Diese und noch mehr Fragen erwarten den Spieler des neuen 2D Point & Click Adventure „Runaway“ von den spanischen Pendulo Studios. Dieses Studio demonstriert in eindrucksvoller Weise, dass das Adventure noch lange nicht tot ist, es musste sich nur mal wieder einer dieses Genres annehmen. Es hat sich gelohnt, denn mit „Runaway“ kommt endlich wieder ein echter Kracher in Sachen Adventure auf den Markt.
Auf höchstem Niveau programmiert hat „Runaway“ fast schon Zeichentrickqualität. Die ungefähr 100 gemalten Hintergründe, die liebevoll entworfenen Charakter und die für dieses Genre ungewöhnlich hohe Auflösung von 1.024 mal 768 (Farbtiefe: maximal 16 Bit) sorgen zusammen für ein tolles optisches Erscheinungsbild. Durch den gezielten Einsatz von grafischen Tricks wirken die Spielfiguren ebenfalls zweidimensional und erinnern an den Comicstil von „Monkey Island 3“ oder „Baphomet’s Fluch“.
24 eigens für das Spiel erstellte Songs in Stereo-Sound von höchster Qualität sorgen auch akustisch für ein passendes Ambiente. Die Stücke erinnern etwas an „Sheryl Crow“, sind aber von der spanischen Rockgruppe „Liquor.“. Selbst bei der Besetzung der deutschen Stimmen wurde auf Qualität geachtet: Diesmal kommt nicht das Gefühl auf, dass dieses Spiel von einer Familie an einem Wochenende aufgenommen wurde. Jede Stimme passt perfekt zu dem jeweiligen Charakter.
Die Tastatur kann man getrost vergessen, denn alles was man bei „Runaway“ braucht, ist einen messerscharfen Verstand und natürlich eine Maus. Und das hat seinen Grund: Anders als in vielen anderen bekannten Adventures fällt einem hier nichts in den Schoß. Man muss schon sehr genau hinschauen, um wirklich alles wichtige Equipment zu finden. Manchmal kann es schon nerven, wenn man wegen einigen Milimetern das Material nicht sofort findet. Ansonsten sind die Rätsel von mittelschwer bis anspruchsvoll gestaltet.Das Besondere an den Rätseln ist das Unvorhersehbare an diesem Spiel: Gerade wenn man denkt, dass man endlich einen Teil des Rätsels abgehakt hat und es endlich lösen kann, passiert wieder etwas Unerwartetes und die Suche geht weiter. So kommt auch während des ganzen Spiels nie Langeweile oder gar Routine auf. Auch kommt man ohne Kombination der verschiedenen Gegenstände nicht weiter. Man sollte auch schon über ein rhetorisches Grundwissen verfügen, um mit über 20 Charakteren zu interagieren und sich so des Rätsels Lösung ein bisschen näher bringen lassen. Des weiteren ist es sehr schön, dass die Spielfigur (Brian Basco) selbstverständliche Dinge, die logisch sind und nur aufhalten würden, eigenständig übernimmt.
Damit es von der Umgebung nicht zu langweilig wird, reist man in diesem Spiel quer durch die USA, von New York bis hin zum versunkenen Hopi-Heiligtum. Insgesamt gesehen bleibt nur zu sagen, dass sich das Warten auf ein neues Adventure gelohnt hat. Statt Schnellschüssen gibt es mit „Runaway“ ein perfekt gemachtes und zu Ende durchdachtes Spiel, mit dem man viele Stunden Spielspaß erleben kann. Hoffentlich sehen das andere Entwickler als Ansporn, selbst wieder einmal ein gutes Adventure zu produzieren.

Pascal May