Artikeldienst Online

Men of Valor

Wir befinden uns in Vietnam von 1965 mitten in einer Gruppen von tapferen GIs - den Men of Valor. 2015 - die Entwickler des Zweiter Weltkrieg-Shooters "Medal of Honor" haben nun versucht, den Vietnam-Krieg in einen weiteres spannendes Spiel zu packen.
Nachdem man die 4 CDs der Reihe nach ins CD-Rom-Laufwerk gelegt und somit das Spiel installiert hat, bekommt man zuerst einmal eine Szene präsentiert, die man aus unzähligen Filmen bereits kennt: Eine Gruppe GIs streifen durch den Jungel und werden von "Charlie" - dem Vietcong unter Beschuss genommen. Eine Folge fulminanter Vietnam-Kriegs-Szenen sollen einen auf die Stimmung des Games einstimmen.
Danach kann man sich in den recht einfach und somit übersichtlich gehaltenen Optionsbildschirmen die Einstellungen "zurechtbiegen".

Klickt man anschließend auf "Einzelspieler", kann man sich in einem Trimm-Dich-Pfad mit der Steuerung vertraut machen. Dieses Tutorial ist allerdings nicht sonderlich schön gestaltet. Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Befehle akustisch auszugeben, geschweige denn, einen Sergeant rumkommandieren zu lassen, sondern der Spieler muss sich den Weg durch die Hindernisbahn "erlesen". Auch das Zielen mit der Waffe will gelernt sein, doch auch hier wird man ein wenig enttäuscht - die Knarren scheppern eher müde, als dass sie realistisch klingen. Und dazu trällern the Mamas and the Papas ihr bekanntes "California Dreaming".

Dean Shepard - so der Name des Helden findet sich zunächst in einem Camp der 3/3-Marines wieder, wo seine erste Aufgabe darin besteht, einen Football, den die Kameraden unter einen LKW geworfen haben, zurück zu bringen, was dem Spieler auch wunderbar durch Zielvorgaben erläutert wird. Ein bisschen zu viel des Guten, könnte man meinen. Wirft man den Ball ins "Aus" (will heißen: über die durch Hindernisse eingegrenzte begehbare Karte hinaus), geht das Spiel schon mal nicht mehr weiter und man sucht verzweifelt, bis man den Ball schließlich wieder unter dem Lkw findet, um ihn noch mal zum Kameraden zu befördern. Kurz danach folgt eine Explosion und schon ist die "Mission" auch wieder beendet. Alles in allem kein so schöner Start für den Ego-Shooter.

Doch dann geht´s endlich in den richtigen Einsatz:
Man sitzt auf einem gepanzerten Mannschaftswagen wieder und muss nach einer Minenexplosion die im Busch versteckten Vietcong ausmerzen. Hier und auch in allen nachfolgenden Missionen bemerkt man die sehr linear gestalteten Karten, die einem durch "natürliche Begrenzungen" (Büsche, Felsen, etc.) keine freien Entscheidungen überlassen, sondern einen genau auf das nächste Dorf oder die nächste Stellung hinführen. Die Karten sind zudem sehr klein und die Missionen dementsprechend kurz.
Des Weiteren entdeckt man im Laufe der Levels die vom Vietcong gelegten Fallen, die allerdings so offensichtlich angebracht wurden, dass nur ein Blinder hineinlaufen würde. Außerdem erwischt es sowieso immer einen Kameraden zuerst und "entschärft" sie somit.

Zum Thema KI gibt es ebenfalls einige Mankos: Die Gegner sind nur mäßig intelligent und die eigenen Kameraden verhalten sich noch viel dümmer. Sie laufen einem vor die Füße und gehen auch nicht aus dem Weg, wenn Sie das einzige Nadelöhr blockieren. Im Kreis der Kameraden fallen dann auch einige unrealistische Dinge auf: Granaten, die man aus Versehen auf die eigenen Leute wirft, bleiben völlig ohne Wirkung. Des weiteren gibt es keine Möglichkeit über Hindernisse zu springen. Man wird also durch Bodenwellen aufgehalten, die grade mal 20cm hoch sind. Auch die Entscheidung, durch die Missionen zu gehen oder zu laufen, wird einem abgenommen, indem man die Lauftaste erst bei Feindkontakt benutzen kann.
Zwischensequenzen, die hauptsächlich aus Briefen an oder von den Eltern des Hauptcharakters bestehen, sollen die Story weiterführen, sind aber enttäuschend, weil die Stimme, die die Texte liest einfach nach 10 Zeilen verstummt. Auf 4 CDs hätte man doch wohl die kompletten Audio-Files bringen können.

Doch es gibt auch Positives: Die Missionen sind trotz ihrer kleinen Karten sehr abwechslungsreich gestaltet. Mal feuert man das Bordgeschütz eines Hubschraubers ab oder muss einen bewusstlosen Vietcong-Anführer auf der Schulter aus dem Feindgebiet bringen. Sollte man verletzt werden, muss man die Wunde verbinden. Während dessen ist eine genaues Zielen (Zoomen) nicht möglich und wenn man das Stoppen der Blutung unterlässt, verblutet man allmählich. Verbandszeug findet man jedoch zu Hauf auf dem Schlachtfeld, denn jeder Vietcong hat entweder eine Feldflasche, Verbandszeug oder andere Erste-Hilfe-Utensilien bei sich. Diese Dinge machen doch den einen oder anderen Schnitzer wieder wett.

Grafisch ist der Titel im oberen Mittelfeld angesiedelt. Sticht aber nicht besonders hervor. Abschliessend ist zu sagen, dass Men of Valor ein durchschnittlicher Kriegs-Shooter ist, den man aber nicht unbedingt haben muss.

SEBER-RIDER