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Verraten

Carl Morck, erfolgreicher Kriminalkommissar, der gerade einen schwierigen Fall gelöst hat und seinen Kollegen Gordon befreite, wird am zweiten Weihnachtsfeiertag, angeführt von seinem Chef der Mordkommission und langjährigen Freund Marcus Jacobsen, vor seinen Kollegen verhaftet. Carl kann sich irgendwie nicht vorstellen, was er genau sich hat zu schulden kommen lassen, und weiß daher auch nicht, wie er sich verteidigen soll. Hängt es mit Anker zusammen, der Drogen konsumiert hatte, oder den Koffer, den er für Anker ahnungslos aufbewahrt hatte? Dieser Koffer lag lange Zeit auf dem Dachboden und Carl ahnte nicht, was in dem Koffer sein sollte. Er bewahrte ihn damals für Anker auf, der bei dem Druckluftnagler-Fall verstarb, und warf daher nie einen Blick in den Koffer. Es stellt sich heraus, dass in dem Koffer eine Menge Drogen und viel Geld liegen. Carl war ahnungslos, aber dies glaubt ihm niemand.
Er kann auch nicht mehr darauf zurück greifen, dass er ein erfolgreicher Ermittler ist.
Assad, Rose und Gordon blicken ihm nur traurig und ahnungslos nach und wissen nicht, was da gerade geschah. Im Gefängnis angekommen fallen von Insassen und Kollegen blöde Kommentare. In seiner Zelle, ganz alleine, wurde ihm dann so richtig bewusst, dass er ganz auf sich gestellt ist und seine Frau Mona und seine kleine Tochter Lucia wahrscheinlich so schnell nicht wiedersehen wird. Dies alles macht ihn sehr traurig. Es dauert aber nicht lange, da hämmern schon die ersten Zellennachbarn an seine Tür, die ihm mit den Worten „Bulle, wir werden dich kriegen“ drohen. Carl weiß, dass es nicht einfach sein wird, und hofft dennoch, dass er bald in Isolationshaft kommen wird, vor allem zu seinem eigenen Schutz. Er muss unbedingt mit Assad, Gordon und Rose in Kontakt kommen und hofft auch, dass seine Frau Mona, die als Kriminalpsychologin arbeitet, ihn besuchen darf. Er überlegt, wie alles anfing, wie er in diese Situation geraten ist, wobei ihm auffällt, dass die Ursprünge zu diesem Fall vor 15 Jahren liegen. Damals war Anker, Kollege und Freund, ums Leben gekommen und Hardy, auch Kollege und Freund, zum Invaliden geworden. Wer also, außer ihm und dem in der Schießerei Involvierten, könnten eine Zeugenaussage machen? „Dieser Scheißfall!“ Anker war jedoch immer schon anders als die anderen, er wollte immer mehr sein und hatte plötzlich auch eine Menge Geld. Aber dass Anker korrupt sei und mit Drogen zu tun hatte, das hat Carl nie geglaubt. Ebenso macht Carl sich Vorwürfe, dass er sich damals, als Anker in Amagar starb, dorthin hat locken lassen und nie groß nachgebohrt hat, was auch mit den Mechanikern, die mit einem Druckluftnagler umgebracht wurden, und auch wie es deren Onkel Madsen, dem alten Mann in Amagar, der in einer Kiste gefunden wurde, ergangen war. Carl wird dem Haftrichter vorgeführt und der klagt ihn an wegen Mord oder Beihilfe zum Mord, Korruption, Diebstahl und Handel mit Drogen. Carl schüttelt nur den Kopf, als er diese Anklagepunkte hört. Auch kommt er nicht in Isolationshaft und die schicksalsgebende Nacht folgt sogleich. Wie wird Carl das alles im wahrsten Sinne des Wortes überleben und kann er alle überzeugen, dass er unschuldig ist? Zum Glück stehen noch immer sehr viele Leute hinter ihm und auch Assad, Gordon und Rose sind an der Aufklärung beteiligt, obwohl es ihnen offiziell verboten wurde. Aber es wäre nicht das Sonderdezernat Q, wenn es nicht auch Carls Fall lösen würde!

Der zehnte und letzte Fall der Reihe um Carl Morck und seinem Sonderdezernat Q mit Assad, Rose und Gordon, gibt einen endgültigen, aber auch erschütternden Abschluss ab. Es wird endlich der Druckluftnagler-Fall aufgeklärt, der Carl und seine Kollegen schon seit Jahren verfolgt! Vor allem, wenn er seinen Freund Hardy sieht, der seit dem Vollinvalide ist, ist die Freude groß, dass der Fall endgültig zum Abschluss kommt und aufgeklärt werden kann.

Die Spannung war riesengroß, als ich das Buch in die Hand nahm. Ebenso groß war mein Entsetzen, als ich gleich zu Beginn gelesen habe, dass Carl ins Gefängnis kommt und dazu noch unter Mordanklage steht! Ich war erschüttert. Wie soll er da rauskommen, wenn nicht einmal seine langjährigen, treuen Kollegen ihm helfen dürfen? Es war das ganze Buch hindurch sehr aufregend und spannend, und endlich war ich voller Hoffnung, als sich eine Aufklärung andeutete. Carl muss das doch überleben! Oder ist das der Schluss? Nein, das kann und darf nicht sein. So ging es mit meinen Gedanken hin und her. Da der Ursprung des Druckluftnagler-Falls 15 Jahre zurück liegt, geht es in diesem letzten Band auch wirklich noch einmal durch alle neun Geschichten der Bücher, die Carl durchlebt hat, was mir sehr gut gefallen hat. Das ist echter Fan-Service des Autoren!

Dass die Reihe um Carl Morck mit dem zehnten Band enden würde, hatte der Meister des Thrillers bereits bei der Präsentation des fünften Bandes, „Erwartung - Der Marco Effekt“, 2013 auf der Frankfurter Buchmesse angekündigt. „Das ist noch lange hin“, dachte ich, und plötzlich halte ich tatsächlich Band zehn in der Hand. Dass nun wirklich Schluss ist, hat mich traurig gemacht, und dass es nun nichts mehr Neues aus dem Sonderdezernat Q geben wird. Die schrulligen Figuren Carl, Assad, Gordon und vor allem Rose sind mir sehr ans Herz gewachsen und so werde ich sie sehr vermissen. Dennoch bleibe ich positiv gestimmt, dass Jussi Adler Olsen bestimmt schon eine andere spannende Idee auf Lager hat, in die ich wieder eintauchen kann.

Gudrun Loher
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