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Stefan Effenberg - Ich hab's allen gezeigt

Umstritten war er schon immer, ob er harmlose Penner verdroschen haben soll, den Zuschauern während der Fußball-WM den ausgetreckten Mittelfinger gezeigt hat oder wenn er Journalisten in einer Pressekonferenz gedroht und sie als "Freunde der Sonne" bezeichnet hat. Doch als Spieler gab es selten Klagen.
Stefan Effenberg schien perfekt zum "FC Hollywood" zu passen, beide Seiten sehen sich gerne in der Presse. Doch irgendwie hat sich "Effe" falsch verstanden gefühlt, und nachdem er seine Fußball-Schuhe an den Nagel gehängt hat, möchte er einige Vorgänge aus seiner Sicht erklären. Mehr hat er nach eigenem Bekunden nie mit seinem Buch bezweckt.
Durch den Vorabdruck seiner Biographie in Deutschlands größter Boulevard-Zeitung schaffte es "Ich hab's allen gezeigt" auf eine Start-Auflage von 250.000 Exemplaren und über 120.000 Vorbestellungen, eine Auflage, von der manch Roman-Autor nur träumen kann.
Auf 320 Seiten erzählt der Fußballer unter anderem, wie seine Karriere zu Ende schien, als er als 3-jähriger unter einem Grabstein regungslos begraben war und die Ärzte attestierten, dass es an ein Wunder grenzen würde, wenn er jemals wieder laufen könne. Die Ärzte hatten sich getäuscht, denn am Entlassungstag tobte der kleine Stefan wieselflink zum Ausgang. Sein großes Ziel, Profi-Fußballer zu werden, hat er nie aus den Augen verloren.
Er beschreibt seine Fußball-Karriere in Mönchengladbach, München, Florenz und Wolfsburg sehr direkt und schreibt so, wie man ihn kennt und wie er spricht. Natürlich erklärt er auch, wie das damals wirklich war, als er sich von seiner Frau für seine Freundin Claudia Strunz getrennt hat und was seine Tätowierungen bedeuten.
Neben zahlreichen schwarz-weiß Bildern aus seinem Leben wie auch Studio-Aufnahmen mit Freundin Claudia, mit der er mindestens 51 Jahre lang zusammen bleiben möchte, gehört natürlich auch seine ganz besondere Fußball-Statistik dazu. Unter anderem verrät diese, dass er als Fußball-Profi 370 Bundesliga-Spiele hinter sich hat und dabei 71 Tore schoß, ebenso läßt er nicht unerwähnt, dass er über 100-mal die gelbe Karte gesehen hat.
Insgesamt wird nach dem Buch nicht ganz klar, ob wir das alles wirklich wissen wollten, was da zu lesen ist, doch ähnlich erging es doch auch den Lesern einer anderen Biographie eines Musikers aus Tötensen, oder?

Pascal May