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Sehnsucht Leben

Der Reporter Andreas Altmann entführt uns mit seinen Reportagen und Berichten in alle Gegenden der Welt und in die ganz großen Metropolen, immer am Rande des Daseins und den nicht so schönen Gegenden um die wunderbaren Großstädte herum. Er zeigt uns so die Abenteuer des Lebens und wie die Menschen auf ihre Art und Weise glücklich sind.
Altmann führt uns in diesem Buch nach Jakarta, wo er unmittelbar nach seiner Ankunft in eine Bibliothek entführt wird, um sich dort in ein Buch einzutragen. Nur um darin zu berichten, wie jemandem Jakarta gefällt. Als er dort ankam, feierten sie gerade den wichtigsten Tag ihrer Geschichte. Am 17. August 1945 verlas der spätere Präsident den Text der Unabhängigkeitserklärung. Genau 326 Jahre barbarischer Abhängigkeit lagen hinter ihnen. Anfang des 17. Jahrhunderts kamen die Niederländer und landeten da, „wo der Pfeffer wächst“. Sie errichteten auf den niedergebrannten Ruinen viele Kanäle und Zugbrücken, wegen der Sehnsucht nach Amsterdam. Besonders schlimm war der Urheber dieser Idee, ein Generalgouverneur, auch genannt „der Schlächter“. Und nun ist Jakarta die Megacity von Indonesien mit seinen 35 Millionen Einwohnern für Groß-Jakarta.

Andreas Altmann zeigt uns auch die gefährlichste Stadt der Welt: Acapulco. Dort trifft er Teddy Stauffer, ein achtzigjähriger Mann, der in seiner Ex-Villa noch den ersten Stock bewohnt. Den Rest des Anwesens mit Garten und Swimmingpool hat er verkauft. Dies war einst Stätte heftigen Lebens mit schönen Frauen und strahlenden Bodys, Tequila Sunrise und Teddy all over. Stauffer liebt trotzdem sein Leben und ist glücklich in Mexico.

In Marseille angekommen trifft Altmann Leute, die es nicht so leicht im Leben haben. Er nimmt am Hafen auf einer Bank Platz, die mit friedlichen Faulpelzen belegt ist. Dort begegnet er auch Dalida, eine der zahlreichen Damen dieser Stadt, die Männer ansprechen und hinterher Geld dafür verlangen. In dieser Gegend wird Le Pen verehrt und Dalida erklärt Andreas dann in einer Kneipe, warum dieser der richtige Mann ist, um einer französischen Nutte den Arbeitsplatz zu sichern. Hier geht ein selbstbewusster Rassismus um, waren es früher die Armenier, dann die Spanier und Italiener, sind es heute die Araber, die an allem Schuld sein sollen.

In Peking besucht er die gewaltigste Baustelle moderner Zeit, die „Drei-Schluchten-Talsperre“ am Jangtse-Fluss. Irgendwann soll diese zweite chinesische Mauer die Sturzfluten des wasserreichsten Flusses der Erde zähmen und irgendwann sollen hier auch Schiffe unterwegs sein. Dort trifft er Quan, den Zementfahrer, der vor seiner Unterkunft sitzt. Heute ist sein Truck kaputt, dafür wird man ihm, schuldlos am Motordefekt, etwas vom Lohn abziehen - etwa den Preis für ein Mittagessen. Für vier Tage im Monat darf er zu Frau und Tochter im nahen Yichang. Er ist dankbar für den Job. Es kommen auch seine Kollegen hinzu, denn alle hausen in dem schäbigen Flachbau.

Andreas Altmann ist nach dem Abitur durch ganz Europa getrampt. Später hat er das Psychologiestudium, wie auch das Jurastudium abgebrochen und hat dann diverse Jobs jeglicher Art angenommen. Dann ein dreijähriges Studium mit Abschluss am Mozarteum in Salzburg und Verträge am Bayerischen Staatsschauspiel in München und Schauspielhaus in Wien. Leben in einem buddhistischen Zenkloster in Kyoto. Reisen durch Asien, Australien, Afrika und Nord- und Südamerika und dann der Umzug nach Paris. Zurück nach Deutschland, erste Reportagen in deutschen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Umzug nach Mexico City. Ab 1996 Bücher veröffentlicht, September 2023 kommt schon das 24. Buch auf den Markt.
Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Egon-Erwin-Kisch-Preis“, dem „Seume-Literaturpreis“, dem „Reisebuch-Preis“ und dem „Weltentdecker-Preis“.
Heute lebt er wieder in Paris.

Die Reportagen von Andreas Altmann über die vielen Metropolen oder auch besondere Gegenden dieser Welt geben einen unverfälschten, direkten Einblick in die Randgesellschaften der Welt, von denen es mehr gibt, als man vermuten würde. Auch von den Menschen, die nicht in Saus und Braus leben, die gerade so überleben, mit dem Bisschen, was sie haben. Wie sie trotz ihres kargen Lebens glücklich sind. Wer überhaupt kein Geld, keinen Besitz hat und Luxus nicht kennt, kann seinem Leben dennoch Schönes abgewinnen. Dies alles will uns der Reporter durch seine Reisen vermitteln, was er manchmal auf recht brutale Weise und ungeschönt tut, und vermittelt uns somit neue Sichtweisen auf die Welt, das Leben und die Politik. Am Ende bleibt die Feststellung, dass jeder im Leben auf seine Art und Weise glücklich ist.

Gudrun Loher
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