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Nacht im Central Park

Alice, eine junge Polizistin aus Paris, wacht eines Morgens im Oktober im Central Park in New York auf. Sie stellt erschrocken fest, dass an ihrer Seite ein Mann schläft, und beide mit Handschellen aneinandergefesselt sind. Als sie an sich herunterblickt, ist ihre Bluse blutverschmiert und in ihrer Hosentasche steckt ein Revolver. Alice weckt voller Verzweiflung den Mann an ihrer Seite, um von ihm mehr zu erfahren. Er nennt sich Gabriel Keyne und ist amerikanischer Jazzpianist. Gabriel hat auch keine Ahnung, wie er in diese Situation geraten ist. Beide erzählen kurz von sich und was sie den Abend zuvor gemacht haben. Alice war mit ihren Freundinnen nachts in Paris unterwegs und dabei hat sie einiges getrunken. Sie weiß nur noch, dass sie danach in die Tiefgarage zu ihrem Auto gegangen ist. Gabriel spielte auf einem Konzert in Dublin und war danach noch an der Hotelbar, wo er vielleicht etwas zu viel getrunken hat, denn auch er kann sich an nichts mehr erinnern. Gemeinsam überlegen sie, wie sie ihre Handschellen lösen könnten, aber Alice ist gegen den Vorschlag, dass sie dazu zur Polizei gehen, denn die würde ihnen sicherlich nicht helfen wollen. So machen sie sich auf den Weg, um irgendwo ein Handy aufzutreiben, damit Alice mit ihrem Kollegen Seymour in Paris telefonieren kann. Er soll herausfinden, wie sie aus der Tiefgarage kam, ob ein Privatflugzeug nach New York geflogen ist und natürlich soll er über Gabriel Keyne recherchieren. Gabriel kennt einen Kollegen in New York, den er kurz anruft, damit sie endlich ihre Handschellen loswerden. Die Beiden stehlen ein Auto, um zu diesem Kollegen zu kommen. Als sie dann endlich die Handschellen los sind, brauchen sie Geld, denn beide haben schon großen Hunger. Alice und Gabriel gehen zu einem Pfandleiher, der die Uhr von Alice verstorbenem Ehemann Paul gegen einen höheren Geldbetrag eintauscht. Sie kaufen sich davon Lebensmittel und im Spielzeugladen Detektivwerkzeug, damit Alice einen Fingerabdruck von dem Revolver nehmen kann, der in ihrer Tasche gesteckt hat. Sie glaubt nämlich immer noch, dass ein Serientäter, der Frauen mit Feinstrumpfhosen ermordet und auch letztendlich das Leben von Alice zerstört hat, sein Unwesen treibt und eventuell etwas damit zu tun hat. Sie erzählt Gabriel ihre Geschichte und die Verfolgung des Serientäters, der davon sehr bestürzt ist. Die Aufklärung über ihr Aufwachen im Central Park nimmt dann eine besondere Wendung, die das Leben von Alice und Gabriel wesentlich beeinflusst.

Guillaume Musso wurde am 6. Juni 1974 im südfranzösischen Antibes geboren. Bereits mit fünfzehn Jahren gewann er in der Schule einen Kurzgeschichten-Wettbewerb und wollte von da an mit dem Schreiben seinen Lebensunterhalt verdienen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Nizza und Montpellier. Guillaume Musso wollte aber als Künstler seine Bodenständigkeit nicht verlieren und arbeitete neben dem Schreiben bis 2008 als Lehrer. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman „ Et après“, der 2004 unter dem deutschen Titel „Ein Engel im Winter“ erschien. Die Idee zu seinem ersten Buch kam ihm, als er einen schweren Verkehrsunfall überlebte. Das Buch führte wochenlang die französischen Bestsellerlisten, wurde mehrfach übersetzt und bereits mit John Malkovich in der Hauptrolle verfilmt. Es folgten weitere Bücher, darunter "Eine himmlische Begegnung", „Wirst du da sein?“, „Weil ich dich liebe", "Lass mich niemals gehen" und zuletzt die noch nicht übersetzten Romane "Que serais-je sans toi?" (Was wäre ich ohne Dich?) und "La fille de papier" (Das Papier-Mädchen). Seine großen Erfolge machen Guillaume Musso neben Marc Levy zum bekanntesten französischen Autor.

Guillaume Musso ist ein Meister seines Werkes, denn dieser Roman reißt seine Leser von der ersten Seite an mit und lässt einen nicht mehr los. Der Anfang ist so fragwürdig, dass man natürlich wissen will, wie es dazu kommen kann, dass Alice und Gabriel mit Handschellen im Central Park aufwachen. Die Auflösung der Umstände ist so ungewöhnlich, darauf wäre sicherlich – außer dem Autor selbst – so schnell keiner gekommen. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, was die Geschichte zu einem wahren page-turner macht.

Wow, ich bin jetzt begeisterter Fan von Guillaume Musso geworden, und freue mich jetzt schon auf seinen nächsten Roman.

Gudrun Loher