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IBM und der Holocaust

Die Welt ist in Aufruhr.
Seit Monaten wurde ein Buch angekündigt, das vielversprechend in einem Jute-Sack abgelichtet wurde. Ein Buch, das die Sichtweise im Holocaust des Dritten Reiches in Nazi-Deutschland in Teilen erheblich verändern würde. Inhalt und Vertrickungen waren streng geheim.
Nun ist das Buch "IBM und der Holocaust" erschienen, und Autor Edwin Black und Verlag Propyläen sollten recht behalten: zunächst.
Am Tag, als das Buch ausgeliefert wurde, meldeten zunächst verschiedene Online-Redaktionen von den neu aufgedeckten "Verstrickungen des Weltkonzerns in die Verbrechen der Nazis". Später gesellten sich Videotext-Redaktion mit dieser Meldung dazu, doch am nächsten Tag war kaum noch etwas davon zu hören. Hatte die Welt nicht die Dimension dieser Meldung erfasst, nicht verstanden oder wollte sie davon einfach nichts mehr wissen? Die Online-Buchhändler amazon.de und bol.de konnten nicht reagieren oder wurden selbst von diesem Buch überrascht. Auch Tage später war noch keine Bestellung möglich.
Forderungen nach Entschädigungszahlungen für die Überlebenden des Holocausts wurden nur halbherzig formuliert oder als bereits gegeben hingenommen.
Worum geht es eigentlich?
Der europaweite Vernichtungsfeldzug der Nationalsozialisten gegen die Juden bedurfte einer reibungslosen Logistik. Kernstück dieses mörderischen Räderwerks waren vom amerikanischen Weltkonzern IBM, der ursprünglich als deutsche Firma mit dem Namen "Indutrielle Büromaschinen" gegründet wurde, und seiner deutschen Tochter Dehomag zur Verfügung gestellte Lochkartensysteme und Hollerith-Maschinen, Vorläufer des modernen Computers. Nach intensiven Recherchen schildert der Autor Edwin Black, Sohn polnischer Holocaust-Überlebender, und US-Journalist, erstmals auf 698 Seiten minutiös, wie tief IBM in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt war, um ihre Monopolstellung zu sichern und Millionengeschäfte zu machen.
Warten wir gespannt auf weitere Reaktionen.

Pascal May