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Es hat überhaupt nichts mit dir zu tun

Als Teil der jungen literarischen Szene Brooklyns veröffentlicht die in New York lebende Marie Calloway ihre Erlebnisse in Onlinemagazinen und führt einen Blog. Hauptthema ist alles, was ihr im Zusammenhang mit Sexualität widerfährt, wobei Marie Calloway ihr Pseudonymname ist. Es geht um Entjungferung, ihre Affäre mit einem verheirateten Mann und vieles mehr. Nicht nur ihren Körper sondern auch ihre Empfindungen und ihr Seelenleben werden auf die gleiche Art bloßgestellt. Sie schont weder sich noch den Leser, wenn sie mit eher teilnahmslos wirkender Präzision eine Affäre beschreibt, Bilder ihres geschundenen Körpers veröffentlicht oder die heftigen Kommentare und Reaktionen der Onlineleser ebenfalls mit veröffentlicht. Die provokante aggressive Verletzlichkeit, mit der sie ihre Verunsicherung unter dem Blickwinkel einer jungen Frau zeigt, gibt ihren Texten Wucht und Unmittelbarkeit. Dieser Materie kann man sich kaum entziehen.

Marie Calloway ist das Pseudonym einer 1990 geborenen amerikanischen Autorin, die in Oregon und Japan aufwuchs. Derzeit lebt sie in San Francisco. „Es hat überhaupt nichts mit Dir zu tun“ ist ihre erste literarische Veröffentlichung in Buchform.

Marie Calloway schildert in ihrem Buch zunächst ihre Anfangserlebnisse im sexuellen Milieu des Escort Services. Danach steigt sie aber schnell in härtere Kost im Bereich Cybersex, BDSM und so manch anderer „Besonderheit“ ein und gibt tiefe Einblicke in eine Szene, die gleichzeitig manchmal abstoßend, teilweise durchaus ekelig, aber wie so häufig auch einen gewissen Neugiereffekt erzeugt und einen damit doch weiterlesen lässt. So mancher Chatverlauf ist durchaus an der Grenze angesiedelt. Auch Kritik der Leserschaft ihres Blogs ist Teil des Buches und so ist mehr als erkennbar, dass sie sicherlich eine Mischung aus eigenem Schreibstil mit einem Ansatz von exibitionistischer Präsentation ihrer Person vermengt.

Ein Buch, das absolut nicht für Jedermann geschrieben ist und dennoch seine Leserschaft finden wird. Diskussionsbedarf darüber ist integraler Bestandteil, ebenso wie Mitgefühl und die Frage, wer über wen Macht hat.

Michael Müller
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