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Doggerland. Fehltritt

Wir befinden uns auf Doggerland, einer Inselgruppe in der Nordsee zwischen Großbritannien und Dänemark. Eigentlich sind diese vor 8000 Jahren versunken, doch für den Krimi gibt es Doggerland, das aus mehreren Inseln besteht, weiterhin. In der Hauptstadt Dunker, einer Mischung aus Stockholm und London, gibt es eine ausgeprägte Pub-Szene. Am Morgen nach dem großen Austernfest wacht die Kommissarin Karen Eiken Hornby noch halb betrunken neben ihrem arroganten Vorgesetzten auf. Sie ist vor etlichen Jahren nach Doggerland von London wieder zurückgekehrt. Der Grund: Sie will vergessen, was dort geschehen ist. Sie hat selbst einen Autounfall verschuldet, bei dem ihr Mann und deren gemeinsamer Sohn gestorben sind. Zurückgezogen lebt sie mit ihrem Kater in einem kleinen Haus an der Küste. Sie erwartet nicht mehr viel vom Leben, und so kommt sie ganz gut mit Arbeit, Alkohol und beziehungslosem Sex irgendwie durch ihren Alltag. Während sie halb benommen noch das Weite aus dem Hotelzimmer sucht, wird zur selben Zeit eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Bei dem Opfer handelt es sich ausgerechnet um die Ex-Frau ihres Chefs, dem Mann, mit dem sie gerade alkoholgeschwängert eine Nacht verbracht hat. Da ihr Boss zu den potenziellen Verdächtigen zählt, kann er natürlich nicht selbst ermitteln. Zum ersten Mal darf sie nun selbst in einem Mordfall die Ermittlungen leiten und vielleicht zeigen, dass sie wesentlich mehr drauf hat als nur eine Assistentin. Dies ist sicherlich die Chance ihres Lebens. Karen ist Vollblutpolizistin und versucht, den Mord an Susanne aufzuklären. Doch ihre Bemühungen sind vergeblich. Es gibt keine Zeugen und die Beteiligten mauern. Zusätzlich will sie auch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden, um ihre gemeinsame Nacht zu vertuschen. Das Mordopfer kam in einem Kollektiv zur Welt. Nahm dort das Unheil seinen Anfang? In ihren Ermittlungen an der rauen Küste von Doggerland findet sie Spuren, die auf eine alte Lüge hindeuten. Wenn dies alles stimmt, werden die Ermittlungsergebnisse das ganze Land erschüttern und so manches Kartenhaus wird zusammenfallen.

Maria Adolfsson, geboren und aufgewachsen in Stockholm, arbeitet seit vielen Jahren als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen. Das Buch „Doggerland. Fehltritt“ ist ihr erster Krimi um die Kommissarin Karen Eiken Hornby.

Die Idee, einen Krimi auf einer längst versunkenen Inselgruppe spielen zu lassen, hat Charme und ist ein toller Handlungsort für die Story. Es ist sehr interessant zu lesen, wie die Autorin die einzelnen Schauplätze und Lebensformen fundiert herausarbeitet und beschreibt. Auch die jeweiligen Charaktere sind alle sehr authentisch und glaubwürdig. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen und wie ein Puzzle fügen sich nach und nach die einzelnen Teile zusammen. Dennoch hätte ich mir hinsichtlich des Mordfalles doch etwas früher gewünscht, dass der Spannungszug vollends an Fahrt aufnimmt. Dies geschieht allerdings erst ziemlich am Ende des Buches. Der Leser erfährt in diesem ersten Teil der Trilogie daher wesentlich mehr über die Insel mit all ihren Lebensformen und Personen, in dem der Mordfall lange Zeit nicht eine so dominante Rolle einnimmt. Da ist sicherlich noch einiges Steigerungspotenzial für das zweite Buch möglich und ich hoffe auch, dass der nächste Teil dies auch beinhalten wird.

Insgesamt ein solides Buch mit einigen Längen, aber als Einstiegskrimi dieser Reihe durchaus lesenswert. Ich selbst warte nun gespannt auf den nächsten Teil, da ich glaube, dass mein Wunsch nach einem schnelleren und höheren Spannungsbogen sicherlich auch erfüllt werden wird.

Michael Müller
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