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Die Reste frieren wir ein

Renate Bergmann erzählt uns diverse Geschichten von Weihnachten früher und jetzt. Aber erst einmal geht es darum, dass an Weihnachten der Tisch immer voll gedeckt ist und reichlich zum Essen da ist. Die rüstige Rentnerin liebt Weihnachten und daher wird an den Tagen davor fleißig gebacken und vorgekocht. Es soll niemanden an etwas fehlen und jeder soll genug zum Essen haben. Sie hatte nämlich auch ganz andere Zeiten erlebt, als im Hungerwinter 46/47 die Leute aus Berlin aufs Land kamen, um Hennen und Karnickel einzutauschen. Ihre Mutter hielt aber immer etwas für ihre Familie zurück. Es soll, wie gesagt, an Weihnachten keiner zu kurz kommen. Opa hat sogar gewildert und Biber erledigt, die er dann als Kaninchen verkauft hat. Alle waren glücklich. Renate schwelgt in Erinnerungen auch an die harte Zeit nach dem Krieg. Die Familie um Renate, ihren kleinen Bruder, die Mutter und Oma und Opa Strelemann. Es war ein harter Winter und es schliefen sogar alle in einem Bett, außer dem Opa. Der musste in der Küche schlafen.

Auch in der heutigen Zeit hat Renate Bergmann immer besondere Erlebnisse an Weihnachten. Einmal musste sie sich rasch um ihre beste Freundin Gertrud kümmern, die an Heiligabend bei Renate anrief, weil sie so starke Bauchschmerzen hatte. Renate wusste schon warum, denn sie hatte sich bei den Vorbereitungen überfressen. Letztendlich trafen sich alle an Weihnachten im Krankenhaus.
Eine sehr schöne Geschichte gibt es auch von der Weihnachtsgans, die Kurt von einem Vereinskumpel außerhalb von Berlin bestellt hat. Das Problem war nur, dass er die genaue Adresse nicht wusste. Aber Weihnachten ist nicht Weihnachten, wenn es nicht doch ein Happy End gibt.

Die rüstige Rentnerin Renate Bergmann gibt es nicht wirklich. Hinter der lustigen Seniorin steckt der Autor Torsten Rohde, der 1974 in Genthin geboren wurde und Betriebswirtschaftslehre studierte. Danach arbeitete er als Controller in Genthin. Auf Familienfesten kam ihm die Idee zu dieser Figur, und so veröffentlichte er erstmals einen Tweed unter dem Pseudonym Renate Bergmann (@renatebergmann). Der war so erfolgreich, dass Renate mit der Zeit eine große Fangemeinde von knapp 54.000 Followern versammelte hatte, die nach mehr von der rüstigen Rentnerin verlangte. So entstand das erste Buch mit dem Titel „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“, dem sogar der Sprung in die Spiegel-Bestsellerliste gelang, woraufhin Rohde weitere Bücher im Rowohlt Verlag veröffentlichte.

Ich liebe die Bücher um Renate Bergmann. Beim Lesen hatte ich stets ein Schmunzeln auf den Lippen. Dies ist eine sehr schöne Lektüre in der Weihnachtszeit, aber auch davor und danach, und diesmal gab es sogar Geschichten von Weihnachten, wie es früher in der Zeit nach dem Krieg war. Aber auch dies wird gewohnt witzig erzählt. Ich kann dieses Buch nur jedem in der Weihnachtszeit nur empfehlen.

Gudrun Loher