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Der Taubentunnel

Geschichten aus meinem Leben

Was bringt so ein Schriftstellerleben mit sich? John le Carré erzählt mit Witz, Selbstironie und voller Lebensweisheiten aus seinem bewegten Leben. Durch den Welterfolg „Der Spion, der aus der Kälte kam“ nahm alles seinen Lauf. Nach Kündigung seiner Stelle im diplomatischen Dienst reiste er für Recherchen um den halben Erdball. Egal ob in Afrika, Russland, Israel, USA, Deutschland, er traf die Mächtigen aus Politik- und Zeitgeschehen sowie deren heimliche Handlanger. In seinen Memoiren berichtet er von seiner Kindheit und Jugend, die geprägt war von der Abwesenheit der Mutter und einer besonders komplexen Beziehung zum Vater. Nach seiner Zeit als Student in Bern folgte eine Tätigkeit an der britischen Botschaft in Bonn mit Berichten von eigenen Reisen und Begegnungen. Mit Rückblicken auf Jahrzehnte, in denen der Lauf der Welt scheinbar mühelos durch Spionagegeschichten zu skizzieren war, gibt er Einblicke in die Welt der Recherche für seine Romane. Bis zum heutigen Tage ist John le Carré ein Seismograph der Entwicklung der westlichen Demokratien. Sei es die Zusammenarbeit zwischen NSA und BND, das Drama von Guantanamo, die russische Mafia oder die Machenschaften der Pharmakonzerne in Afrika, lange bevor diese Themen in den Schlagzeilen waren, waren sie bereits in seinen Romanen. Mit untrüglichem Gespür für Macht und Verrat ist er ein hervorragender unabhängiger Beobachter inklusive der zuweilen komischen Seiten des weltpolitischen Spiels.

Seit nunmehr fünfzig Jahren ist das Schreiben nun sein Beruf. John le Carré lebt in London und Cornwall.

Lebensgeschichten können durchaus spannend sein. Vor allem, wenn sie von John le Carré sind. Es ist faszinierend aus seinem Munde zu erfahren, wie alles begann und vor allem, wie er seine Ideen mit schriftstellerischem Leben ausgestattet hat. Präzise recherchierend, manches nach wie vor aufgrund seines Ehrenkodexes verschweigend, an den Brennpunkten der Welt sich mit wichtigen Leuten unterhaltend, all dies erklärt seine über Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit. Unterhaltsam und spannend erzählt er von seinen Lebenserfahrungen, wie er Personen und deren Umwelt Teil seiner Romane werden ließ in 38 Kapiteln.
Eine Biografie, die seine Romane abrundet und uneingeschränkt empfehlenswert ist - für alle John le Carré-Kenner ohnehin und für die, die es noch werden wollen.

Michael Müller