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Dem Kroisleitner sein Vater

Am Toten Mann, einem sagenumwobenen Berg in der Nähe von St. Margarethen in den Berchtesgadener Alpen, findet der kleine Toni den 104-jährigen Kroisleitner. Es kann sich keiner erklären, was er in seinem Alter auf dem Berg getrieben hat. Es stellt sich heraus, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, klar erkenntlich daran, dass sein Mund blau gefärbt ist. Es findet sich gleich die ganze Ortschaft am Tatort ein, nachdem sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hat, was passiert ist. Als dann der Kroisleitner Karl eintrifft und sieht, dass es sein Vater ist, gehen mit ihm die Nerven durch und er läuft auf und davon. Als die hiesige Polizei alle Einwohner nach irgendwelchen Auffälligkeiten befragt, reden sie immer wieder von einem Wanderer, der sich um den Tatort herumgetrieben hat. Im Wirtshaus gibt es kein anderes Thema mehr, aber keiner kann sich erklären, was mit dem Kroisleitner passiert ist. Es sind doch ganz normale Schuhmacher und das schon seit Generationen. Um die gleiche Zeit kommt nach vielen Jahren Emma wieder nach Hause zurück, sie war zehn Jahre lang weg und keiner wusste so recht, was sie in der Ferne getrieben hat. Emma will einfach nur ihre Ruhe haben, aber bei ihrer Mutter wohnt „der Rasch“, ein alter Bekannter aus ihrer Jugendzeit, als Untermieter. Sie kommt mit ihm einfach nicht zurecht. Emma findet alte Briefe von ihrem Großvater und will jetzt genau wissen, wer ihre Vorfahren sind. Währenddessen entdeckt Frassek, ein Polizist, dass in Österreich eine Person als Zeuge gesucht wird. Als er das Phantombild sieht, hat dieses eine starke Ähnlichkeit mit ihm. Er packt seine Sachen und fährt mit seiner Tochter Vera los. Frassek braucht sowieso Abstand, denn die Trennung von seiner Frau und der Tod seines Vaters gehen nicht so leicht an ihm vorbei. Die ortsansässige Polizei ist nichtsdestotrotz keine Spur weiter und fischt im Trüben auf der Suche nach dem Mörder.

Martin Schult wurde am 10. Februar 1967 in München geboren und verbrachte seine Schulzeit in Bremen, wo er mit seiner Familie hingezogen ist, als Martin gerade einmal drei Jahre alt war. Dort machte er 1986 das Abitur. Er leistete seinen Zivildienst ab und begann danach sein Studium der Ethnologie und der Afrikanischen Sprachwissenschaft. Er hat ein Lehrbuch über die Hausa-Sprache geschrieben und hat als Dozent an der Humboldt-Universität in Berlin und an der Universität in Zürich gearbeitet. 2009 war er Mitherausgeber des Buchs „Widerreden - 60 Jahre Friedenspreis“, woraufhin er weitere Bücher schreibt. Er ist verheiratet und lebt in Berlin.

Der Kriminalroman „Dem Kroisleitner sein Vater“ zieht sich von Anfang an schleppend dahin, und trotz der groben Personenbeschreibung am Anfang des Buches habe ich es nicht geschafft, mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Dazu kommen einfach viel zu viele Personen vor, so dass nicht klar wird, in welche Richtung die Geschichte gehen soll. Mal Drama, mal Komödie, scheint sich Schult selbst nicht ganz einig gewesen zu sein, was er da eigentlich schreiben wollte. Da es sich mit diesem Buch um den Auftakt der Frassek-Krimis handelt, sollte der Autor noch einen Zahn zulegen und seine Geschichte besser strukturieren und personell entschlanken, um mehr Krimi-Fans begeistern zu können.

Es werden zwar die verschiedenen Charaktere und auch die Landschaft sehr schön dargestellt, aber die Story will einfach nicht zünden. Wer jedoch Krimis mit der Darstellung der ganzen Familiengeschichten, wo der Kriminalfall nur lästige Nebensache ist, mag, der kann sich dieses Buch gerne zu Gemüte führen. Wer es krimilastiger mag, sollte um dieses Buch einen Bogen machen.

Gudrun Loher