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Ausgemustert

Uli ist Ende Vierzig und schon über zwanzig Jahre mit Kurt verheiratet. Doch schon etwas länger merkt sie, dass es in ihrer Ehe nicht mehr so wie früher passt. Als Kurt seiner Frau aus heiterem Himmel offenbart, dass er nun eine jüngere Freundin hat, verfällt Uli in einen Schockzustand. Er habe sich halt weiterentwickelt und sie sei irgendwie stehen geblieben, so Kurt. Nach all ihren Ehejahren ist sie nun ausgemustert, abserviert, sozusagen "Single again"! Er macht Schluss und Uli kann im Moment weder weinen noch schreien. Es gibt also keinen Verhandlungsspielraum, kein "wir müssen mal reden". Ausgedient, fertig und Ende. Was wird wohl ihre gemeinsame halbwüchsige Tochter Anna dazu sagen? Momentan ist sie ja weit weg durch ihr Auslandsjahr in Kanada. Kurt ist Geschäftsführer in einem großen Autohaus und Uli hat dort seit vielen Jahren einen Mini Job. Kann sie denn dort noch arbeiten? Vielleicht wissen es dort ja schon alle. Zunächst "darf" Uli in ihrem gemeinsamen Haus wohnen bleiben, Kurt meint, sie werden schon eine vernünftige Lösung finden, welch ein Trost! Nicht einmal Ulis Mutter hat Mitleid mit ihrer Tochter. Stattdessen rät sie ihr, neue Unterwäsche zu kaufen, um die kleine Krise zu bewältigen. Jetzt ist nur Selbstmitleid angesagt, mit ein oder zwei Flaschen Wein zieht sich Uli gern ins Bett zurück, ist ja eh alles egal. Aber so kann es ja nicht ewig weitergehen. Da hilft nur der Kaltstart in ein neues Leben mit Ende vierzig. Vielleicht ist ja der Tinder Account ein zielführender Weg auf der Suche nach Männern, die die Suche nach Glück, Liebe und Zweisamkeit auch noch nicht aufgegeben haben. Glücklicherweise ist die Spezies wirklich netter Männer, auch für Frauen Ende vierzig, letztendlich noch nicht ausgestorben.

Die Autorin Susanne Fröhlich, Jahrgang 1962, ist eine der bekanntesten Autorinnen in Deutschland. Die Schriftstellerin, Journalistin und Moderatorin arbeitet unter anderem für den Hessischen Rundfunk. Seit 2005 moderiert sie die MDR- Literatursendung „Fröhlich lesen“. Sowohl ihre Sachbücher wie „Fröhlich fasten“ als auch ihre Romane, wie zuletzt „Verzogen“, wurden alle zu Bestsellern, darunter das „Moppel-Ich“ mit über einer Million verkaufter Exemplare.
Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.

Besser könnte man diesen Roman nicht schreiben. Sehr realistisch und voll gelungen erzählt die Autorin von einer Trennung, wie sie im richtigen Leben sich sicherlich absolut genauso abspielen könnte, wahrscheinlich schon häufig auch tatsächlich so abgespielt hat. Sie berührt die Frauenherzen und überzeugt mit viel Gefühl, Humor und einer kräftigen Prise Selbstironie ihre Leserschaft. Inhaltlich natürlich ein typischer Frauenroman, bei dem man mit der Protagonistin mitleidet, aber auch herzhaft mit lachen kann. In meinen Augen ein schönes Gute-Laune-Wohlfühlbuch, das meiner Meinung nach absolut lesenswert ist.
Ergänzend ist noch das farbenprächtige Cover zu erwähnen, welches ein echter Hingucker ist. Mal schauen, was Frau Fröhlich als nächstes so einfällt, ich bin als Leser auf jeden Fall dabei!

Andrea Müller